Zeitz ANZEIGE

Chemie- und Industriepark Zeitz in Alttröglitz: Das Juwel wird weiter geschliffen

Geschäftsführer der Betreibergesellschaft Infra-Zeitz informierte, welche Projekte den Standort bis 2025 kohlendioxidfrei gestalten sollen

Chemie- und Industriepark Zeitz in Alttröglitz: Das Juwel wird weiter geschliffen

Welche Projekte den Chemie- und Industriepark voranbringen sollen, darüber informierte kürzlich der Geschäftsführer der Betreibergesellschaft Infra-Zeitz, Arvid Friebe. FOTOS: INFRA-ZEITZ SERVICEGESELLSCHAFT

Mitten im Herzen Mitteldeutschlands, im Dreiländereck Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen, liegt der Chemie- und Industriepark Zeitz in Alttröglitz. Dieser zu den zwölf im Land zählenden Zukunftsstandorten wird schon jetzt als ein Juwel bezeichnet. Die Betreibergesellschaft, die Infra-Zeitz, hat sich nämlich die Nachhaltigkeit auf die Fahnen geschrieben.

Wissenschaft und Wirtschaft kooperieren miteinander und sie arbeiten so gemeinsam und intensiv daran, den Standort bis 2025 kohlendioxidfrei zu gestalten. Solarstrom soll verwendet werden, weitere Schwerpunkte sind die Methanproduktion der Bioraffinerie und die Aufarbeitung von Altöl. So sollen auch neue Investoren angelockt werden und damit verbunden sollen neue Arbeitsplätze entstehen. Darüber hinaus soll die Chemieindustrie dem Kohle-Aus ein elementares Standbein sein. Darüber informierte kürzlich der Geschäftsführer der Betreibergesellschaft Infra-Zeitz, Arvid Friebe.

Acht Projekte sind aktuell geplant, die aktuellen Schätzungen nach ein finanzielles Gesamtvolumen von 75 Millionen Euro umfassen. In den kommenden 15 bis 20 Jahren sollen sie umgesetzt werden. Finanziert werden sie unter anderem aus verschiedenen Fördertöpfen.

Eines der größten Projekte ist das sogenannte Baufeld 18 und das Altlastenproblem. Dabei handelt es sich um eine Fläche inmitten des Chemieparkes. Sie wird als ,,Filetstück" bezeichnet, aber eines mit Altlasten, so Arvid Friebe. Dort wurde einst Teer verarbeitet. Dabei fielen Kohlenwasserstoffverbindungen an, die sich nach wie vor unter der Erde befinden. Diese müssten beseitigt werden, damit auf der Fläche Neues entstehen kann. Verschiedene Varianten sind möglich und diese liegen laut Kostenschätzungen zwischen zehn Millionen und 40 Millionen Euro.

Bei der teuersten Möglichkeit könnte der Boden bis zu einer Tiefe von sieben Metern gereinigt werden. Geplante Dauer: zwei Jahre. Hierbei muss aber noch die Finanzierung geklärt werden, so Arvid Friebe. Möglich wäre eventuell eine Förderung des neuen europäischen ,,Just Transition Fund". Er wurde erschaffen, um den vom Kohleausstieg betroffenen Regionen und Menschen dabei zu helfen, die Auswirkungen der Transformation zur Klimaneutralität zu bewältigen.

Ein weiteres großes Projekt ist eine universelle Tankstelle und auch die Möglichkeit von Übernachtungen für Lkw-Fahrer. Die nächste Tankstelle für die jährlich etwa 50.000 Laster, die den Chemiepark befahren, befindet sich in Zeitz. Dieses neue Angebot am Standort könnte alle aktuellen Kraftstoffe, also neben Diesel und Benzin noch Wasserstoff, Erdgas und Strom, umfassen. Hierbei sind Benzin und Diesel aber noch nicht gänzlich festgezurrt, denn es ist fraglich, ob sich so ein Angebot in Zukunft noch lohnt. Der Grund liegt darin, dass laut EU aufgrund des Klimaschutzes ab 2035 keine neuen Benzin- oder Dieselfahrzeuge mehr verkauft werden sollen.

Mit den Übernachtungsmöglichkeiten für Lkw-Fahrer könnte das illegale Parken während der verpflichtenden Ruhezeiten der Fahrer aus dem Weg geräumt werden. Dazu könnte ein ehemaliges Kantinengebäude am Standort zu einem Service-Center umgebaut werden und unter dessen Dach eine Pension eingerichtet werden.

Ein Verladeterminal und die Aktivierung von Gleisanschlüssen sind ein weiteres großes Vorhaben. Zwei Unternehmen am Standort wünschen es sich, dass alte Bahngleise, die bis zu ihren Standorten reichen, wieder genutzt werden können. Sie könnten wieder hergerichtet werden, so Arvid Friebe. Ein zukünftiger Verladeterminal ist insofern günstig, dass Materialien und Produkte in und aus dem Chemiepark klimaneutral transportiert werden könnten.

Darüber hinaus wünscht sich die Infra Zeitz seit Jahren eine eigene Feuerwehr am Standort. Kosten: 85 Millionen Euro. Damit könnte das Hemmnis von Unternehmen aus dem Weg geräumt werden, sich anzusiedeln. Noch müssen diese Betriebe selbst Mitarbeiter für einen Brand vorhalten.

Zu guter Letzt gibt es die Idee für ein neues Großforschungszentrum für Chemie. Der Standort soll nicht der Hauptsitz werden, aber eine Außenstelle. Gespräche zwischen der Infra Zeitz und dem Max-Planck-Institut gab es bereits. ,,Wenn diese Außenstelle 50 Mitarbeiter beschäftigen würde, wäre schon viel geschafft", so Arvid Friebe. Zudem will die Wiese Umwelt Service GmbH, zertifizierter Entsorgungsfachbetrieb mit Sitz in Berga/Elster, im Chemie- und Industriepark Zeitz eine hochmoderne thermische Klärschlammverwertungsanlage bauen und 2024 in Betrieb nehmen. Aus der schadstoffarmen Asche wird ein phosphorhaltiger Dünger für den Ackerbau und den Biolandbau in der Region erzeugt.

Die CropEnergies AG, Mannheim hingegen wird eine Anlage zur Herstellung von erneuerbarem Ethylacetat aus nachhaltigem Ethanol errichten. Der Aufsichtsrat von CropEnergies hat grünes Licht für die Investition in die erste Produktionsanlage des neuen Geschäftsbereichs der biobasierten Chemikalien gegeben. Dazu gehören die Herstellung von erneuerbarem Ethanol aus Abfall- und Reststoffen, die Erzeugung von Solarstrom sowie weitere Bioenergieprojekte. Die Gesamtinvestition für die neue Produktionsanlage wird sich auf 120 bis 130 Millionen Euro belaufen. Der erste Spatenstich soll Anfang 2024 erfolgen, die Inbetriebnahme ist spätestens für Sommer 2025 geplant.

Schon jetzt zeichnet sich der Chemie- und Industriepark zudem auch durch seine Internationalität aus. Es gibt am Standort Alttröglitz Unternehmen aus China, Italien, der Ukraine und aus den USA. ANDREA HAMANN-RICHTER