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Funklöcher im Burgenlandkreis

Starke Impulse

Funklöcher im Burgenlandkreis

Ein Mann steht auf den Zehenspitzen auf dem Dach eines Autos und reckt das Handy weit in die Höhe.Was in Filmen um die Jahrtausendwende als Running-Gag fungierte, ist in manchen ländlichen Gegenden des Burgenlandkreises immer noch Realität. Die Orte Ossig und Lonzig, südlich von Zeitz gelegen, sind zum Beispiel stark von der schlechten Verbindung betroffen. In beiden Orten sind Handwerksbetriebe ansässig. Für die Übermittlung eines Angebotes oder einer Rechnung senden die Geschäftsleute lieber ein Fax oder einen Brief. Denn eine Mail bleibt häufig schon bei einer Größe von wenigen Megabyte im Postausgang „hängen“. Ein anderer Handwerksbetrieb berichtet, dass sie nur in der Zeit von 6.30 bis 8 Uhr am Rechner arbeiten können. Sobald eine bestimmte Anzahl an Haushalten im Ort online aktiv wird, dauert es Minuten, bis sich im Internet-Browser eine Seite aufbaut. „Trotz der Versorgungsauflagen haben wir im Burgenlandkreis weiße Flecken, weil der Ausbau dort schlicht nicht wirtschaftlich, aber trotzdem notwendig ist“, berichtet Landrat Götz Ulrich.Das soll sich schnellstmöglich ändern. In weiten Teilen des Burgenlandkreises finden deshalb Arbeiten zum Breitbandausbau statt. In den vergangenen Monaten sind in einer gigantischen Tiefbau-Aktion Glasfaserkabel verlegt worden. Dabei sind auch in den Orten Ossig und Lonzig der Gemeinde Gutenborn Kästen aufgestellt worden, die die neu verlegten Glasfaser-Leitungen mit dem meist bestehenden Kupferkabel-Netz im jeweiligen Ort verbinden werden. „Soweit, so unvollständig“, resümiert Stefan Leier, Bürgermeister der Gemeinde Gutenborn. „Leider sind in den Ortsteilen diese Verbindungen noch nicht hergestellt worden. Das heißt, die Aufschaltung der neuen Glasfaser-Leitungen auf das bestehende Netz steht noch aus, so dass die neu verlegten Leitungen im Moment noch nicht genutzt werden können und demzufolge der Effekt des 50 Mbit schnellen Internets noch nicht allerorts vorhanden ist.“Weiterhin ist also auch FTTH (fibre to the home) ein Thema: Die Glasfaser-Anbindung nicht nur bis in den Ortsteil, sondern bis an den eigenen Hausanschluss. „Es ist schade, dass dies im Rahmen der derzeit stattfinden Ausbaustufe nicht gleich mit gemacht wurde“, beklagt der Bürgermeister. Er hält jeden Monat, jede Woche, die die schnellere Technologie nicht genutzt werden kann, für eine unzumutbare Verzögerung.  

Infrastruktur: Bund will mit 1,1 Milliarden Euro bis zu 5000 Mobilfunkmasten bauen.

16.01.2020 10.00 Uhr

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Jörg Jähnert (li). Und Eberhard Wenzlawe ziehen einen Kabelgraben im Weißenfelser Gewerbegebiet Käthe-Kollwitz. FOTO:WOLF-EIKE MARDAS
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Ein Installateur bei der Glasfasermontage. FOTO:WOLFRAM SCHEIBLE/DEUTSCHE TELEKOM

Burgenlandkreis setzt auf die Zukunft

In mehreren Losen wird es zu weiteren Verzögerungen kommen. Diese werden mit Engpässen bei der Verfügbarkeit notwendiger Planungs- und Tiefbaukapazitäten sowie von Material begründet. Bis Ende 2020 soll jedoch jede noch so kleine Gemeinde mit schnellem Internet ausgestattet sein. Das Ziel des Landes ist es außerdem, alle Schulen an das schnelle Internet anzuschließen. Zunächst sollen in einigen Modellschulen die Anschlüsse an das Breitband erfolgen. Im Burgenlandkreis wurde hierfür die Sekundarschule Elsteraue ausgewählt. Die übrigen 23 Schulstandorte sollen bis 2021 folgen.

Kanzleramtschef Helge Braun weist darauf hin, dass die Mobilfunkbetreiber für 99 Prozent des Ausbaus des Funknetzes verantwortlich seien und „für das letzte Prozent“ nehme die Regierung 1,1 Milliarden Euro in die Hand. Damit werde sichergestellt, dass künftig in allen Haushalten sowie auf Straßen und im ländlichen Raum mobil telefoniert werden könne. Außerdem sollten Landwirte dabei unterstützt werden, „5G-Netzwerke auf ihren Ackerflächen aufzubauen“. Landrat Götz Ulrich glaubt nicht, dass die Gelder ausreichen und das Problem innerhalb der nächsten zwei Jahre komplett gelöst werden kann. „Die Kommunen haben derzeit eine schwierige Haushaltslage und sind auf die finanzielle und organisatorische Unterstützung der Bundesregierung angewiesen.“

Digitale Hilfe beim Strukturwandel

Die Unternehmen beklagen den weiter schleppenden Breitbandausbau. Tobias Voigt, IHK-Geschäftsstellenleiter in Weißenfels, hat erkannt: „Gerade wenn der Burgenlandkreis den anstehenden Strukturwandel stemmen will, brauchen wir dringend eine bessere digitale Infrastruktur!“ Aber der Breitbandausbau bleibe allzu oft zwischen den verschiedenen beteiligten Behörden stecken, kritisiert Tobias Voigt.

Der Ausbau mit Glasfaserinfrastruktur sichert den Unternehmen also nicht nur deutlich höhere Bandbreiten. Mit Übertragungsgeschwindigkeiten im Gigabitbereich decken Glasfaserdirektanschlüsse den rasant steigenden Bedarf an Bandbreite nachhaltig und zuverlässig. Damit könnten Unternehmen auf die digitale Überholspur geschickt werden. Margit Herrmann

Elektronische Kommunikation schreitet voran

Viele Firmen gehen zunehmend dazu über, Angebote und Rechnungen als digital signierte Dokumente via Mail zu versenden. Zudem läuft die Kommunikation mit dem Kunden in immer mehr Bereichen über elektronische Wege. Auch im privaten Bereich wird das deutlich: Das Finanzamt zum Beispiel leitet seit geraumer Zeit jede Person oder jeden Haushalt, der eine Einkommensteuererklärung abgeben möchte, auf die Online-Anwendung ELSTER um. Auch die öffentliche Hand geht unaufhaltsam in Richtung e-Administration und e-Government, um intern Abläufe effizienter zu gestalten sowie den Bürgern entsprechende Dienste online bieten zu können.

Die Vorteile liegen auf der Hand: Die Kommunikation geht schneller, Abläufe werden effizienter, die Dokumente lassen sich über Masken, Vorlagen und Formulare schneller erstellen und individuell anpassen. Außerdem muss weniger Papier gedruckt werden. Eine gute Internetverbindung ist also längst kein Luxusgut mehr, sondern selbstverständlicher Bestandteil öffentlicher Daseinsvorsorge.