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Hasenschule Meltendorf lädt zum Unterricht ein

Rösenhof-Bewohner freuen sich auf viele Besucher.

Hasenschule Meltendorf lädt zum Unterricht ein

In Meltendorf gehen rund um das Fest die Osterhasen zur Schule. „Es sind 22“, sagt die leitende Ergotherapeutin Sigrid Ströber, die sich freut, dass die geleistete Arbeit der Rösenhof-Bewohner bei den Besuchern seit Jahren Anerkennung findet. Im Wohnheim für suchtkranke Frauen und Männer leben derzeit 32 Personen aus ganz Sachsen-Anhalt, die zusammen mit ihren Therapeuten jährlich den Platz vor dem Hauptgebäude dekorativ schmücken. Die Hasen sind aus Stroh und werden mit abgelegten Kindersachen schick für den Schulbesuch gemacht. „Alle Eier sind aus Pappmaché“, betont Sigrid Ströber und fügt an, dass es in diesem Jahr aufgrund des wiederholten Wintereinbruchs schwierig gewesen ist, die Schule aufzubauen. Normalerweise steht diese drei Wochen, 2018 sei man schon froh, wenn alle Hasen 14 Tage durchhalten.Die Schule kann über das Osterfest hinweg täglich besucht und genutzt werden. „Eltern dürfen für ihre Kinder hier auch Geschenke verstecken“, betont die 63-jährige Ergotherapeutin, die bei gutem Wetter auch Maltische für die kleinen Besucher aufbauen lässt. Von 9 bis 18 Uhr sind laut Ströber Einwohner des Rösenhofs auf dem Gelände, die den Gästen helfend zur Hand gehen. Sie persönlich findet es sehr wichtig, dass die Suchtkranken von der Gesellschaft akzeptiert werden. Vorurteile und Ablehnung sind oft zu spüren.

Ostergrüße aus Jessen und Umgebung

Rösenhof-Bewohner freuen sich auf viele Besucher.

29.03.2018 14.00 Uhr

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Die Bewohner des Meltendorfer Rösenhofs haben die Hasen kurz vor Ostern auf die Schulbänke gesetzt. 
FOTO: THOMAS TOMINSKI
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Zu jeder Hasenschule gehört auch ein Lehrer, der vom Pult aus seinen Kindern das Einmaleins erklärt. 
FOTO: THOMAS TOMINSKI

Die Arbeit in den Werkstätten ist kurz vor Ostern auf Hochtouren gelaufen. Eine Person benötigt zur Fertigstellung eines Hasen einen Tag. „Wir nehmen gern gebrauchte Kindersachen, die in den Familien nicht mehr weitergegeben werden“, so Ströber, die Hasen passen perfekt in die Kleidung eines Acht- oder Neunjährigen. Nach dem Abbau der Schule werden die Sachen gereinigt und bei Bedarf aufgearbeitet.

Die Idee zur Hasenschule, erzählt Ströber, habe ihr früherer Chef Friedhelm Röse gehabt, der gegenüber dem Übergangswohnheimin Zemnick (18-monatiger Therapieaufenthalt), das mit zur gemeinnützigen Gesellschaft Heporö mbH gehört, ein weihnachtliches Märchendorf ins Leben gerufen hat. Deshalb sollte in Meltendorf im Frühjahr thematisch etwas anderes entstehen.

Der frühere Bauernhof ist heute ein schickes und modernes Gebäude, stil- und liebevoll eingerichtet und bietet wie erwähnt 32 Bewohnern Platz, die langfristig therapiert werden. „Alkohol“, sagt Ströber, „ist gesellschaftsfähig geworden. Bei vielen Anlässe wird auf etwas angestoßen. Wer aber zu viel trinkt, ist nicht mehr gesellschaftsfähig.“ Die Einwohner haben zwar des Öfteren wegen ihrer Sucht alle familiären Kontakte abgebrochen, trotzdem kämpfen sie darum, akzeptiert und anerkannt zu werden. Deshalb ist vielen Rösenhof- Bewohnern die Mitarbeit an der Hasenschule so wichtig. Sie kommen mit Besuchern ins Gespräch und können ihre Arbeiten vorstellen. Der Platz ist im Ort ganz leicht zu finden. Wer - egal aus welcher Richtung - durch Meltendorf fährt, „hoppelt“ immer an den Hasen vorbei. TT