Händels einziges Ballet heisst Terpsicore
HÄNDEL-FESTPIELE HALLE 2017
VON ANDREAS MONTAG Um einer höfischen Szenerie auch den rechten, authentischen Glanz zu verleihen, braucht es den passenden Rahmen. Will man also den Tanz-Prolog „Terpsicore“, das einzige Werk dieser Art, das Georg Friedrich Händel schuf, aufführen, ist das Carl-Maria von-Weber-Theater in Bernburg der richtige Ort. Lange Geschichte Am 2. März 1827 wurde es nach knapp einjähriger Bauzeit als Herzogliches Schauspielhaus eröffnet. Herzog Alexius Friedrich Christian hatte die Errichtung veranlasst, obwohl die Fürsten von Anhalt-Bernburg ihre Residenz im Jahre 1763 von Bernburg nach Ballenstedt am Harz verlegt hatten, wo es seit 1788 auch ein Hoftheater gab. Bernburg war indessen immerhin der Status des Regierungssitzes geblieben - und ein theatervernarrtes Bürgertum, dem die neu gebaute Bühne in seiner Stadt offen stand. Dem Haus war über die folgenden Jahrzehnte und wechselnden Herrschaftsverhältnisse eine unruhige Geschichte bestimmt. 1938, während der NS-Zeit, musste es schließen, wurde nach dem Zweiten Weltkrieg wiedereröffnet, über die Jahre der DDR weiter betrieben und schließlich zu Beginn der 1990er Jahre abermals geschlossen, hauptsächlich auch wegen erheblicher Baufälligkeit. Nach aufwendiger Sanierung öffnete das Haus erneut, wird seitdem allerdings ausschließlich als Gastspiel-Bühne ohne eigenes Ensemble genutzt. Nun kann sich das Publikum auf die Tänzerinnen und Tänzer vom Hartig Ensemble, das Prager Barockorchester Musica Florea sowie die Solistinnen Irena Troupová, Dagmar Šašková und Blanka Ferjentsik Wernerová freuen, die in Bernburg unter der musikalischen Leitung von Marek Štryncl ein Doppelprojekt aufführen werden. Neben dem Ballett „Terpsicore“ (Choreografie: Helena Kázarová), das Händel 1734 im damals beliebten französischen Stil für die seinerzeit berühmte Tänzerin Marie Sallé komponierte, wird das Werk „Les Caractères de la Danse“ des französischen Komponisten und Händel-Zeitgenossen Jean-Féry Rebel (1666- 1747) geboten. Charakter der Tänze In diesem Werk erklärt Rebel den Charakter jener Tänze, die man seinerzeit auf Bällen und Bühnen bevorzugte. Diese Rekonstruktion des Barocks verspricht einen anregenden Theaternachmittag.
Prager Tänzer und Musiker in Bernburg
19.05.2017 09.00 Uhr
Das Tanz- und Musikprojekt wird am 4. und 5. Juni, jeweils um 16 Uhr, in Bernburg geboten.
HÄNDEL AUF REISEN
zu Auftrittsorten in der Region sind zu einer Tradition geworden. In jedem Jahr zählen dabei die kurzen Reisen in das unweit von Halle gelegene, reizvolle Goethe-Theater von Bad Lauchstädt zu den festen Terminen im Kalender des treuen Händel-Publikums. Allein der Charme und die Aura des historischen Ortes garantieren ein besonderes Musikerlebnis, die ausgewählten Ensembles sind zudem stets Garanten für hohen Kunstgenuss. Jüngst ist ein weiteres Kleinod in den Blick der Festival-Macher gerückt: das Carl-Maria-von-Weber-Theater in Bernburg an der Saale.
Liebe mit tödlichem Ausgang
„Acis und Galatea“, ein höfisches Maskenspiel von Georg Friedrich Händel, erzählt eine zu Herzen gehende Geschichte, die auf Ovids „Metamorphosen“ basiert. Die Wassernymphe Galatea verliebt sich in den Schäfer Acis, der von dem Riesen Polyphem getötet wird, weil der rüde Kerl selbst ein Auge auf die schmucke junge Frau geworfen hat. So weit, so traurig. Händel hat die Schauergeschichte wunderbar vertont, insgesamt drei Mal - zuerst bereits in seiner frühen italienischen Zeit und später in England.
Nun ist das Werk bei den Händel-Festspielen im Goethe-Theater Bad Lauchstädt zu erleben, aufgeführt von dem 1997 gegründeten Collegium Marianum aus Prag, das wegen seiner herausragenden Instrumentalisten und Sänger weithin geschätzt wird.
Für „Acis und Galatea“ hat sich das von der zuletzt in Halle 2016 gefeierten Flötistin Jana Semerádová geleitete Ensemble durch die Marionettentheater-Company Buchty a Loutky, ebenfalls aus Prag, verstärkt. So wird die Handlung von Puppen gespielt, denen die Sängerinnen und Sänger Stimme verleihen. Die Inszenierung verantwortet Vít Brukner. Man kann sich unschwer vorstellen, wie reizvoll dieses Arrangement gerade auf der Bühne des historischen Goethe-Theaters wirken wird, das eine umfangreiche und aufwendige Verschönerungskur verordnet bekam. Im Sommer soll sie mit dem Abschluss der Dachsanierung vollendet sein.
Das Haus war in seiner jetzigen Gestalt am 26. Juni 1802 in dem seinerzeit blühenden, weit über die Region hinaus geschätzten Badeort eröffnet worden - erbaut unter planerischer Mitwirkung Johann Wolfgang von Goethes. Dem Weimarer Hof diente das Theater als Sommerspielstätte, Goethe und auch Schiller haben in Bad Lauchstädt ihre Spuren hinterlassen. Und bis heute hat Bad Lauchstädt nichts von seiner starken Anziehungskraft eingebüßt. AMO
„Acis und Galatea“ wird nach der Hallischen Händel-Ausgabe in englischer Originalsprache mit deutschen Übertiteln aufgeführt. Premiere ist am 27. Mai um 14.30 Uhr im Goethe-Theater Bad Lauchstädt, die Karten sind bereits ausverkauft
TERMINE
DIENSTAG - 6. JUNI
HALLE
Internationale Wissenschaftliche Konferenz
Händel-Haus, Kammermusiksaal
Zwischen Originalgenie und Plagiator. Händels kompositorische Methode und ihre Deutungen
10-17 Uhr, Eintritt frei
Bei uns ist alles original – oder doch alles nur geklaut?
Händel-Haus
Kuratorin Konstanze Musketa von der Stiftung Händel-Haus führt durch Museum und Sonderausstellung 17.30 Uhr
„Wie herrlich grünen Baum und Strauch“
Botanischer Garten
Chorklänge von Natur und Liebe, Wandelkonzert mit Picknick im Grünen mit Fanfaren, A-cappella-Gesängen und Führung durch den Botanischen Garten
Musikalische Leitung: Jens Lorenz
Universitätschor Halle „Johann Friedrich Reichardt“
Pfeiferstuhl Music Halle
In Zusammenarbeit mit dem Botanischen Garten der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg 18 Uhr
Aci, Galatea e Polifemo HWV 72
Martin-Luther-Universität, Löwengebäude (Fassung Neapel 1708)
Serenata a tre von G. F. Handel Musikalische Leitung: Peter Neumann
Solisten: Julia Doyle (Sopran), Luciana Mancini (Mezzosopran), Andreas Wolf (Bass)
Collegium Cartuisianum
19.30 Uhr
MITTWOCH - 7. JUNI
HALLE
Krieg und Frieden
Franckesche Stiftungen, Freylinghausensaal Mit Werken von G. B. Ferrandini, G. F. Händel, H. Purcell u. a.,
Musikalische Leitung: Friedemann Wezel (Violine)
Solistin: Sarah Wegener (Sopran)
Ensemble il capriccio – auf historischen Instrumenten, 19.30 Uhr
Baroque Lounge III.: Chacona, Lamento, Walking Blues, Metamorphose einer Basslinie über 500 Jahre
St. Georgen-Kirche
Musik von G. F. Händel bis Radiohead
Musikalische Leitung: Anna Carewe
Sheridan Ensemble
19.30 Uhr
FREITAG - 9. JUNI
BAD LAUCHSTÄDT
Giustino HWV 37
Goethe-Theater
Oper von G. F. Händel
Musikalische Leitung: Wolfgang Katschner
Inzenierung: Eugenio Monti Colla
Lautten Compagney Berlin
Marionettentheater Carlo Colla e Figli
Produktion der Händel-Festspiele Halle, der Associazione Grupporiani Milano, Comune di Milano – Cultura Teatro Convenzionato und der Lautten Compagney Berlin, 19 Uhr