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Echt oder Fake - wo fängt es an?

HÄNDEL-FESTPIELE HALLE 2017

Echt oder Fake - wo fängt es an?

VON ANDREAS MONTAG Hereinspaziert, liebes Publikum - es darf mitgemacht werden! Die aktuelle Sonderausstellung im halleschen Händel-Haus greift dem Thema des Festivaljahrgangs 2017 gewissermaßen voraus und wird es noch bis zum 10. Januar 2017 nachklingen lassen: „Echt oder Fake?“, das ist hier die Frage. „Bei uns ist alles original“, lautet der Zusatz zum Ausstellungstitel - nicht ganz ernst gemeint. Wie naheliegend, das Publikum einzuladen, sich selbst um Beiträge zu bemühen. Dafür wurde im Januar eigens eine noch laufende Postkarten-Aktion gestartet: Vier Bildmotive von Georg Friedrich Händel sind zu haben, die Rebekka Rauschhardt und Björn Hermann vom Verein „sichtbar – zeitgenössische Kunst im Rahmen der Händel-Festspiele“ gestaltet haben. Nach Art eines Malbuchs Aus diesen umrisshaften Bildern, die dem Prinzip eines Malbuchs für Kinder folgen, kann man sich selbst ein eigenes Bild von Händel machen. Dabei sind den Techniken keine Grenzen gesetzt: Malen, zeichnen, collagieren - alles ist erlaubt, lockten die Veranstalter. Es hat funktioniert: Mehr als 550 Einsendungen sind bis Mitte Mai gezählt worden - sämtlich Händel-Fälschungsbilder, sämtlich Originale, gefertigt von Künstlern wie Laien, Erwachsenen und Schulkindern. Und allen ist der ernsthafte Spaß an der Sache anzumerken. Zu sehen sind die gefakten Porträts des Komponisten und großen Sohnes der Stadt Halle sowohl im Händel-Haus und im Ratshof als auch online:

Sonderausstellung im halleschen Händel-Haus lädt zu einer Spurensuche ein 

19.05.2017 09.00 Uhr

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ECHT ODER FALSCH ist die spannende Frage, der man in der aktuellen Sonderausstellung des Händel-Hauses Halle nachgeht. Nicht nur, dass bei manchen Kompositionen aus der Barockzeit Unklarheit herrscht über die Urheberschaft. Es wurde auch gern angeeignet- was nicht als ehrenrührig galt. Büsten und Bildnisse der Komponisten, Händels zum Beispiel, bleiben hinsichtlich ihrer Authentizität oft im Umgewissen 
FOTOS: GÜNTER BAUER (3), THOMAS ZIEGLER, DPA

Eine kleine Auswahl dieser mit viel Spaß und ebenso großem Ernst gefertigten Arbeiten ziert nun die Köpfe der Sonderbeilage zu den Händel-Festspielen vom 26. Mai bis zum 11. Juni 2017, die Sie in Händen halten.

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WELCHE DER BÜSTEN ist die originale, welche die Nachahmung? Mit ein wenig Geduld und scharfem Blick lässt sich dieses Rätsel lösen. Ein kleiner Tipp, der auch bei falschen Geldscheinen helfen soll: Die Kopisten versuchen immer, noch ein bisschen genauer zu sein. Das führt zu Kunstfehlern.

Wie original das Allerheiligste ist

Sowohl die Festspiele selbst als auch die Ausstellung im Händel-Haus haben mit dieser erfolgreichen Aktion ihr Thema beglaubigt. Und wenn es auch an der Echt- heit der Festspiele keinerlei Zweifel gibt (zumindest hat man noch niemals der- gleichen gehört), so sieht es mit dem Händel-Haus schon anders aus: Darf man das Allerheiligste der halleschen Komponistenverehrung denn eigentlich so mir nichts, dir nichts als den originalen Ort „verkaufen“? Und was ist eigentlich ein originaler Ort? Schon wird das Gebäude selbst zum Gegenstand der Schau.

Eine Zeit lang hat nämlich sogar das Nachbarhaus als der eigentliche Geburtsort des Meisters gegolten, über die ursprüngliche Beschaffenheit des heutigen Händel-Hauses im Detail gibt es auch mehr (allerdings fundierte) Vermutungen als gesicherte Erkenntnisse.

Fest steht, dass mehrfach umgebaut wurde. Das ist auch kein Wunder, da man in den Jahren nach Händels Auszug natürlich nicht ahnen konnte, dass aus Händel ein Weltstar - und aus seinem Vater- haus einmal ein Museum werden würde, bei dem es auf möglichst original erhaltene (oder wenigstens dokumentierte) Räumlichkeiten ankommt.

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VORHER - NACHHER 
können Besucher der Ausstellung vergleichen - etwa am Tonbeispiel eines Stückes, das Georg Friedrich Händel bei seinem Kollegen Giovanni BattistaBononcini entlehnte - und an dessen Original. Um „Serse“ geht es beiden, welches Stück besser ist, liegt im Ermessen der Hörer.

Voller Anregungen ist die Schau, die von den Kuratoren Karl Altenburg, Christiane Barth und Konstanze Musketa ebenso kenntnisreich wie anregend gestaltet worden ist: Da klingt auf Knopf- druck das berühmte Glockenspiel des Big Ben aus London, das auf Händels „Messiah“ zurückgehen soll - und mit seinem „Westminsterschlag“ von vielen anderen Türmen der Welt klingt, nicht nur vom Roten Turm am halleschen Marktplatz, sondern sogar von einer Moschee im Irak. 

Stammt die Tonfolge von Händel, würde dann auch das hallesche Glockenspiel eine Fälschung sein? Oder setzt man die Herkunft des Komponisten aus Halle als höherwertig an und erklärt das hiesige Geläut zum Original? Dies ist ein Streit, der keinen Sieger finden wird und den man nur mit Augenzwinkern führen sollte. Genau so geschieht das auch in der Ausstellung. Und wer will - der kann sich dort, wie Sophia Platz auf dem Foto für die Titelseite dieser Ausgabe, auch als Händel verkleiden und ein Selfie „schießen“.

Die Ausstellung ist während der Händel- Festspiele täglich von 10 bis 19 Uhr geöffnet; Eintritt: 5, ermäßigt 3,50 Euro, Kinder bis 6 Jahre frei

Doppel-Figur

„Messiah“ in zwei Fassungen  

Ohne „Messiah“, Georg Friedrich Händels berühmtes, ergreifendes Oratorium, gibt es kein Händel- Fest in Halle. Aber dieses Mal ist das Werk gleich zwei Mal im Programm: Welches ist nun der „richtige“, der einzig wahre „Messiah“? Die Konzertbesucher werden sich die Frage selbst beantworten müssen - und es wird ihnen wohl ein ausgesprochenes Vergnügen sein. Selbst, wenn sie sich nicht entscheiden können sollten, weil ihnen beide Fassungen auf ihre Weise vorzüglich erscheinen.

Den ersten Auftritt in dieser Sache hat am 2. Juni um 17 Uhr das britische Solomon’s Knot baroque collective im Dom zu Halle. Das junge, von Jonathan Sells geleitete Ensemble, das im vergangenen Jahr bei den Leipziger Bachtagen stürmisch gefeiert wurde und seitdem in ganz Europa von Erfolg zu Erfolg eilt, wird die sparsam instrumentierte Dubliner Fassung des Oratoriums aufführen. Sie erklang erstmals am 13. April 1742.

Ein Jahr später kam der Londoner „Messiah“ heraus. Diese Fassung, die seit 1750 jährlich in nahezu ungebrochener Folge in der Kapelle des von Händel unterstützten Foundling Hospital, einem Londoner Waisenhaus, zu Gehör gebracht wird, erklingt traditionell in jedem Jahr zu den halleschen Händel- Festspielen - aufgeführt stets in Händels Taufkirche, der Marktkirche zu Halle.

Nicht weit entfernt, nur wenige Gehminuten, liegen die im Jahr 1698 von August Hermann Francke begründeten Stiftungen, deren Waisenhaus Händel gekannt haben dürfte und das ihn zu seinem wohltätigen Einsatz ermuntert haben mag. AMO

Am 10. Juni um 20 Uhr dirigiert Howard Arman in der Marktkirche das Concerto Köln, unterstützt vom Bayerischen Rundfunkchor. Für dieses Konzert sind noch Restkarten erhältlich. 

Eine Passion

Von Händel - oder doch nicht?

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Wird von der Johannes-Passion gesprochen, denkt jedermann sofort an Johann Sebastian Bach. In jedem Jahr erlebt das Werk viele Aufführungen. Nun überraschen die halleschen Händel Festspiele mit einer Johannes-Passion, die unter anderem Georg Friedrich Händel zugeschrieben wird. Genau weiß das freilich niemand, es gab keine Partitur, sondern nur Berichte über die mögliche Urheberschaft. Der Musikwissenschaftler Friedrich Chrysander (1826-1901) stöberte die Partitur schließlich in Berlin auf - aber ohne einen Vermerk, wer das Werk komponiert hat.

Neben Händel sind Georg Böhm und Christian Ritter im Rennen, genannt wird auch der aus Teuchern bei Zeitz stammende Komponist Georg Keiser. Wer tatsächlich diese Johannes-Passion schrieb, wird wohl auf ewig ungeklärt bleiben. Der Gedanke, dass Händel es doch gewesen sein könnte, ist freilich auch deshalb reizvoll, weil man dann noch einmal anders über sein spirituelles Bekenntnis nachdenken müsste, das kompositorisch stärker durch sein Großwerk, den „Messiah“, beglaubigt ist als durch biblisch-dramatische Oratorien wie „Jephta“ .

Die Johannes-Passion wird am 27. Mai um 16 Uhr in der halleschen Konzerthalle Ulrichskirche erklingen. Es musiziert Musica Fiata unter Roland Wilson (Foto). Solisten sind Ulrike Hofbauer und Marie Luisa Werneburg (beide Sopran), Alexander Schneider und David Erler (Altus), Hans Jörg Mammel und Tobias Hunger (Tenor) sowie Wolf Matthias Friedrich und Matthias Vieweg (Bass). AMO

TERMINE

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Postkartenvorschlag von unbekanntem Einsender

MITTWOCH - 31. MAI
HALLE


One God
Konzerthalle Ulrichskirche
Ein interreligiöses Projekt der abrahamitischen Weltreligionen, Musik aus dem Judentum, Christentum und Islam vom Mittelalter bis zum Barock
Musikalische Leitung: Mehmet C. Yeşilçay Universitätschor Halle „Johann Friedrich Reichardt“
(Musikalische Einstudierung: Jens Lorenz)
Marktkantorei Halle
(Musikalische Einstudierung: Irénée Peyrot)
Pera Ensemble, 19:30 Uhr

DONNERSTAG - 1. JUNI
HALLE


Deborah
Marktkirche
Oratorium von G. F. Händel
Musikalische Leitung: Jan Tomasz Adamus Solisten: Hasnaa Bennani (Sopran), Rebecca Bottone (Sopran), Xavier Sabata (Altus), Michal Czerniawski (Altus), Jacek Ozimkowski (Bass) Chor und Orchester Capella Cracoviensis, 19 Uhr

FREITAG - 2. JUNI
HALLE/EISLEBEN/MANSFELD


„Ich bin ein Mansfeldisch Kind“ – Wege zu Luther
Exkursion nach Eisleben und Mansfeld
Besichtigungen der St. Petri-Pauli-Kirche, der Taufkirche Martin Luthers, der St. Annenkirche sowie Martin Luthers Geburtshaus
Orgelanspiel in der St. Annenkirche
Abfahrt: 9 Uhr Hallmarkt, Halle

HALLE

Messiah HWV 56 (Dubliner Fassung)
Dom Oratorium von G. F. Händel
Musikalische Leitung: Jonathan Sells
Solisten: Zoë Brookshaw (Sopran), Clare Lloyd-Griffiths (Sopran), Kate Symonds-Joy (Alt), Roderick Morris (Altus), Thomas Herford (Tenor), Ruairi Bowen (Tenor), Alex Ashworth (Bass), Jonathan Sells (Bass)
Solomon’s Knot baroque collective, 17 Uhr

Baroque Lounge II: Borrowings
St. Georgen-Kirche
Nadja Zwiener (Violine) Johannes Malfatti (Live Elecktronik), 21 Uhr

SAMSTAG - 3. JUNI
HALLE


Öffentliche Mitgliederversammlung der Georg-Friedrich-Händel-Gesellschaft e. V.
Stadthaus am Markt, 11 Uhr, Eintritt frei

Familien-Barockfest (Open air)
Domplatz, 15 Uhr, Eintritt frei

Festkonzert mit Xavier Sabata: Furioso
Martin-Luther-Universität, Löwengebäude
Werke von G. F. Händel, A. Vivaldi und A. Steffanni
Musikalische Leitung: Dani Espasa
Solist: Xavier Sabata (Altus) Vespres d’Arnadí, 15 Uhr

Handel for Brass (Open air)
Domplatz
Sächsische Bläserphilharmonie, 17 Uhr, Eintritt frei

Esther HWV 50b
Georg-Friedrich-Händel-Halle
Oratorium von G. F. Händel
Musikalische Leitung: Fabio Bonizzoni
Solisten: Antonio Giovannini (Altus), Raffaella Milanesi (Sopran), Stefanie True (Sopran), Thomas Bauer (Bass)
La Risonanza, Chor der Capella Cracoviensis
Erstaufführung nach der Hallischen Händel-Ausgabe 19 Uhr

TERMINE

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Postkartenvorschlag von T. Drosselbart -„Wassermusik“

SONNTAG - 4. JUNI
HALLE


Festgottesdienst
Dom, 10 Uhr

Original oder Plagiat?
Leoplodina
Neu entdeckte Cembalokonzerte von G. F. Händel
Neobarock, 11 Uhr

Authentischer Klang
Händel-Haus
Anspiel der Johann-Gottlieb-Mauer-Orgel von 1770 15 Uhr

Festkonzert mit Sonia Prina: Ombra cara
Konzerthalle Ulrichskirche Arien aus Opern von G. F. Händel
Musikalische Leitung: George Petrou
Solistin: Sonia Prina (Alt)
Armonia Atenea
19 Uhr

St. Moritz-Kirche
Nachtkonzert: On the Bridge
Bernd Ruf (Saxofon)
Franz Danksagmüller (Orgel, Live Elektronik)
22 Uhr, Eintritt frei

BERNBURG

Terpsicore HWV 8b von G. F. Händel
Carl-Maria-von-Weber-Theater
„Les Caractères de la Danse“ von J. F. Rebel
Musikalische Leitung: Marek Stryncl
Regie/Choreografie: Helena Kazárová Solisten: Irena Troupová (Erato), Dagmar Šašková (Apollo), Blanka Ferjentsik Wernerová (Terpsicore)
Historischer Barocktanz: Hartig Ensemble
Musica Florea Aufführung in italienischer Originalsprache 16 Uhr

MONTAG - 5. JUNI
HALLE


Festkonzert mit Vivica Genaux: Il Pianto di Maria
Dom
Werke von G. B. Ferrandini (ehemals G. F. Händel zugeschrieben) und G. B. Bononcini
Musikalische Leitung: Rubén Dubrovsky
Solistin: Vivica Genaux (Mezzosopran)
Bach Consort Wien
11 Uhr

Festkonzert mit Juan Sancho
Leoplodina
Händels sieben Todsünden
Werke von G. F. Händel
Musikalische Leitung: Markellos Chryssicos
Solist: Juan Sancho (Tenor)
Armonia Atenea
15 Uhr

„Alleluja – Amen“
Bartholomäuskirche
Musik zur Andacht für die Marktkirche zu Halle und die Royal Chapel London
Werke von G. F. Händel, F. W. Zachow, W. Croft, H. Purcell R. Parsons und J. Blow
Musikalische Leitung: Alexander Schneider ensemble polyharmonique
17 Uhr

Versionen II: „Mira Lilla gentile“
Händel-Haus Werke von G. F. Händel
rancesca Lombardi Mazzulli (Sopran)
Musica Perduta 18 Uhr

Rejazz greatly
St.-Georgen-Kirche
Eine musikalische Reise durch Händels „Messiah“
Gerard Presencer (Trompete, Flügelhorn)
Tim Garland (Saxophon, Flöte)
Olivia Trimmer (Konzept, Klavier, Gesang)
Phil Donkin (Kontrabass)
Erland Dahlen (Schlagzeug, Percussion)
In Kooperation mit Women in Jazz
20 Uhr