Ob im Internet oder im Reisebüro - überall findet man Wellnessangebote. Sie versprechen Entspannung und Entschleunigung vom Alltag, innerhalb eines Wochenendes. Kein Wunder also, dass die meisten irrtümlich glauben, Wellness sei nicht mehr als gepflegte Entspannung und Erholung.„Wellness ist jedoch eine Lebensphilosophie und ein entsprechender Lebensstil, um in eigener Verantwortung und aus eigener Kraft seine persönlichen Potenziale für ein gesundes und glückliches Leben auszuschöpfen“, stellt Lutz Hertel, Psychologe und Vorsitzender des Deutschen Wellness Verbands klar. Dabei gehe es um die körperliche, mentale, emotionale, soziale, und in gewisser Weise auch spirituelle Entwicklung. Dies sei ein lebenslanger Prozess. „Viele Menschen leben weit unter ihren Möglichkeiten“, sagt Hertel. Man sollte selbst leichte, aber wirkungsvolle Veränderungen in Angriff nehmen. Schon zehn Minuten tägliche Bewegung oder wiederholte Momente bewusster Entspannung führen zu spürbaren Resultaten. Auch Essen und Trinken haben großen Einfluss auf unser körperliches und seelisches Wohlbefinden.Die zentrale Aufgabe von echten Wellnessanbietern könne es also nur sein, das Bewusstsein und das Interesse für diese Lebensphilosophie und den dazugehörigen Lebensstil zu wecken. Dazu sollen sie Inspirationen geben, wie sich die eigenen Potenziale ausschöpfen lassen, damit es zu einer solchen Entwicklung kommt, die sich positiv auf Gesundheit und Lebensfreude auswirkt.Mental WellnessAktuell ist Mental Wellness auf dem Weg, ein Trend zu werden. Ein erster Hinweis darauf ist der Einsatz von modernen Biofeedback-Gadgets, um durch bewusste Selbststeuerung von Körperfunktionen Entspannung hervorzurufen. Auch die große Popularität von Meditations-Apps ist ein Indiz für diesen Trend. Es müsste aber um mehr gehen als nur mentale Entspannung. Denn Mental Wellness umfasst alle kognitiven Vorgänge - also auch innere Einstellungen, Bewertungen, Entscheidungen, Mentalität, Lebensphilosophie - die für die Gesundheit und das Wohlbefinden zuträglich sind. „So etwas begegnet einem Wellness Suchenden bislang aber allenfalls in echten Yoga-Stunden, die über reine Bodengymnastik hinaus gehen und eben den mentalen Entwicklungsprozess zum Thema haben“, so Hertel.Natürlich lebenEin weiterer Trend, der allerdings nicht neu ist, sondern sich weiterhin fortsetzt: Natur erleben, natürlich leben. Im Bereich der Körperpflege ist das Segment der Naturkosmetik in den letzten zehn Jahren deutlich gewachsen. Selbst Hersteller konventioneller Beauty-Produkte führen inzwischen entsprechende Sortimente. Im Lebensmittelmarkt hat sich „Bio“ fest etabliert. Immer mehr Menschen wollen so natürlich wie möglich essen und mit ihrem Einkaufsverhalten auch zum Wohl der Natur beitragen. Wandern gehört wieder zu den beliebtesten Outdoor-Aktivitäten und der Spaziergang im Wald erfährt unter dem Label „Forest Bathing“ einen Relaunch.„Der weit verbreitete Trend zu mehr Nachhaltigkeit hat die Wellnessbranche allerdings noch nicht wirklich erreicht“, bedauert Hertel. Eine entsprechende Green Spa Initiative hatte der Deutsche Wellness Verband bereits vor zehn Jahren gestartet und die Spa-Branche aufgefordert, einen Nachhaltigkeitskodex zu befürworten. „Das Interesse ist bis heute nur marginal. Dabei sollte es ganz dringend ein Trend sein“, so der Experte weiter. In vielen Wellnessbetrieben gibt es zwar Überlegungen, den hohen Verbrauch an Energie und Wärme zu senken. „Dahinter steckt aber leider weniger das Bewusstsein für echte Nachhaltigkeit. Meistens es geht darum, profitabler zu wirtschaften“, erklärt Hertel. nenya