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Harninkontinenz bei Frauen

Im Gespräch mit Dr. Elke Bergleiter und Dr. Christine Kunz

Harninkontinenz bei Frauen

Dr. Christine Kunz und Dr. Elke Bergleiter, Fachärztinnen für Frauenheilkunde am Krankenhaus St. Elisabeth und St. Barbara Halle (Saale) FOTO: KRANKENHAUS ST. ELISABETH UND ST. BARBARA

Kommt es zu einer Beckenbodenschwäche, entsteht bei vielen Patientinnen ein Gefühl der Hilflosigkeit. Ständiges Druckempfinden, ein Ziehen im Unterleib und der häufige Gang zur Toilette sind sehr belastend. Etwa ein Drittel aller Frauen in den Wechseljahren leiden an einer Harninkontinenz. Aber auch schon junge Frauen, häufig nach Geburt, sind betroffen. Rasch stellt sich ein Schamgefühl ein. Zunehmende soziale Isolation und hoher persönlicher Leidensdruck sind oft die Folgen.

Dr. Elke Bergleiter und Dr. Christine Kunz sind Fachärztinnen mit dem Schwerpunkt Urogynäkologie in der Klinik für Frauenheilkunde am Krankenhaus St. Elisabeth und St. Barbara Halle (Saale). Sie beantworten die wichtigsten Fragen zum Thema:

Wie macht sich eine Beckenbodenschwäche bemerkbar?

Wir sprechen von zwei typischen Krankheitsbildern: Der Senkung und der Harninkontinenz. Der Beckenboden besteht aus vielen verschiedenen Muskeln und Bindegewebe. Bei einer Senkung wölben sich innere Organe in die Scheide oder den Scheidenausgang. Durch die veränderte Lage kommt es zum Beispiel zu einer Reizung der Blase oder des Darms, einem Druck- und Fremdkörpergefühl, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr oder Wasserlassen sowie Blasenentleerungsstörungen. Ein schwacher Beckenboden kann auch zu einer Harninkontinenz führen. Bei der Dranginkontinenz tritt der Urinverlust wegen eines zu aktiven Blasenmuskels auf. Die Betroffenen haben ständig das Gefühl der vollen Blase und schaffen es oftmals nicht mehr rechtzeitig zur Toilette. Eine sogenannte Belastungsharninkontinenz liegt vor, wenn die Patientin den Urinverlust bei körperlicher Tätigkeit, beim Husten oder Niesen bemerken. In der Praxis liegt häufig eine Mischform beider Inkontinenzerkrankungen vor.

Welche Beratungsangebote gibt es für Patientinnen?

Unser Team der Klinik für Frauenheilkunde ist seit langem auf die Diagnostik und Therapie der Senkung und der Inkontinenz spezialisiert. Es gibt heute eine Vielzahl von leicht durchführbaren und schmerzfreien Behandlungsmöglichkeiten. Mit unserer Beckenbodensprechstunde wollen wir den Patientinnen die Möglichkeit geben, ihr Leiden ausführlich zu schildern und gemeinsam den optimalen Behandlungsweg festzulegen. Wir wissen, dass es Überwindung kostet, über Probleme im Intimbereich zu sprechen. Deshalb nehmen wir uns besonders viel Zeit bei der Therapieplanung.

Welche Möglichkeiten der Behandlung helfen konkret?

Nach gründlicher Diagnostik greifen oft konservative Behandlungsmethoden - ganz ohne operativen Eingriff. Ein konsequent durchgeführtes Beckenbodentraining hilft, die Muskel-Bindegewebs-Struktur zu stärken. Unterstützen lässt sich dieser Effekt mithilfe von Reizstrom und Biofeedback sowie einer„ Östrogenisierung“ der Scheide in Form von Hormoncremes oder -zäpfchen. Bei der Pessartherapie werden z. B. würfelförmige Hilfsmittel in die Scheide eingeführt, die für die Stützung der Organe sorgen. Bei einer Harninkontinenz können auch Medikamente eingesetzt werden. Sollten die Beschwerden durch konservative Maßnahmen nicht behoben werden können, besteht die Möglichkeit eines operativen Eingriffs. Bei einer Senkung wird zum Beispiel Eigengewebe gestrafft und wieder fixiert oder es werden synthetische Netze eingesetzt.

Spannungsfreie Bänder unter der Harnröhre oder kleine, abdichtende Kissen (sog. „Depots“) unter die Harnröhrenschleimhaut gespritzt, helfen bei Belastungsharninkontinenz. Eine Botoxinjektion in die Harnblase stellt bei der Dranginkontinenz eine gute Option dar. Wichtig ist bei der Therapieplanung, dass eine individuell auf die Patientin angepasste Therapie ausgewählt wird.

Termine für die Beckenbodensprechstunde (immer dienstags zwischen 8.00 und 15.00 Uhr) am Krankenhaus St. Elisabeth und St. Barbara Halle (Saale) sind unter Telefon (0345) 2134688 erhältlich.