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Bäckerei Hanke in Wählitz: 100-jährige Backkunst

JUBILÄUM: Unternehmen aus Wählitz ziert eine besondere Urkunde der Handwerkskammer

Bäckerei Hanke in Wählitz: 100-jährige Backkunst

Der heute 80-jährige Reinhard Hanke trat vor 65 Jahren ins Arbeitsleben ein, machte vor 45 Jahren seinen Meister. Vor etwas mehr als vier Jahrzehnten übernahm der Mann den Betrieb von seinem Vater und dieser hatte damals den Staffelstab von seiner eigenen Mutter übergeben bekommen. FOTO: LISKER

Die Bäckerei Hanke in Wählitz hat im vergangenen Jahr ein besonderes Schriftstück erhalten. Es handelt sich um eine Urkunde, welche der Betrieb im Hohenmölsener Ortsteil Wählitz von der Handwerkskammer in Halle anlässlich seines 100-jährigen Bestehens bekommen hat.Bäckermeister Reinhard Hanke freut sich, dass das Lebenswerk, welches er lange in dritter Generation seiner Familie führte, so gewürdigt wurde. Der 100. Geburtstag sollte eigentlich groß begangen werden - Corona machte dieser Sause einen Strich durch die Rechnung. Letztendlich sei mit den Angestellten ein wenig gefeiert worden, sagt Reinhard Hanke. Er selbst befindet sich offiziell im Ruhestand. Liegen aber kleinere Reparaturen an, erledigt er sie. Schließlich kennt er den Betrieb so gut wie seine sprichwörtliche eigene Westentasche.

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Bäckermeister Reinhard Hanke (links) wird die Firma an seinen langjährigen Mitarbeiter Jens Leder übergeben. FOTO: SCHLEGEL

In langer Familientradition

Der heute 80-Jährige trat vor 65 Jahren ins Arbeitsleben ein, machte vor 45 Jahren seinen Meister. Vor etwas mehr als vier Jahrzehnten übernahm der Mann den Betrieb von seinem Vater und dieser hatte damals den Staffelstab von seiner eigenen Mutter übergeben bekommen.

Das Geschäft boomt und es handelt sich dabei nicht nur um Kunden aus Wählitz und Hohenmölsen, sondern auch um Menschen, die aus Zeitz und Naumburg den Weg zu ihm finden. „Ich staune mitunter selbst, wo die Leute alle herkommen“, sagt er und er verrät das Erfolgsrezept des Unternehmens: „Hier gibt es keine Fertigprodukte und alles wird mit der Hand gemacht“, sagt er. Seiner Meinung nach wisse die Kundschaft trotz konkurrierender preiswerter Produkte aus Großbäckereien eben immer noch genau die Ware eines guten alten privaten Bäckers zu schätzen. Bei ihm beginnt die Produktion bereits kurz nach Mitternacht, damit um halb sechs frische Brote und Brötchen verkauft werden können.

Und trotzdem wusste der Mann lange nicht, wie es mit dem Betrieb und den neun Angestellten weitergehen sollte, wenn er in den Ruhestand gehen würde. Denn ein Nachfolger, ein Bäckermeister, fehlte bei ihm.

Nachfolger schwer zu finden

Sorgen, die nicht nur in seinem Unternehmen ein Thema sind. So wisse er, dass neben den Bäckereien weitere viele Handwerksbetriebe vor einer ungewissen Zukunft stehen. Er kennt Unternehmen, die deshalb sogar schließen mussten. Es fehlten einfach die Nachfolger. Im Bäckereihandwerk seien es alleine schon die vielen nächtlichen Arbeitszeiten und nicht zuletzt auch die gesetzlichen Vorschriften, die ein Hindernis darstellen und den Beruf für junge Menschen unattraktiv machen. Er selber kannte es aber nie anders. „Ich bin in diesen Beruf hineingewachsen und anders als heute, gab es damals nicht so viele Bürojobs als Alternative.“

Er selber hat nun einen Menschen für seinen Betrieb gewinnen können. Es handelt sich um Jens Leder. Der Mann arbeitet schon mehr als 20 Jahre lang bei ihm als Geselle und wird im kommenden Jahr das Geschäft fortan offiziell leiten. „Ich bin sehr froh darüber und denke, dass das eine gute Lösung ist“, sagt Reinhard Hanke. Dabei müsste Jens Leder selber eigentlich auch Meister sein und dürfte den Betrieb deshalb gar nicht übernehmen. Er habe jedoch von der Handwerkskammer eine Ausübungsberechtigung erhalten, sagt Hanke. Dies sei möglich, wenn die Person mehrere Jahre in einem Betrieb in leitender Position tätig gewesen sei. Jens Leder war es. Es gibt nur eine Einschränkung. Jens Leder darf trotz dieser Bescheinigung selber nicht ausbilden.

Das hat Reinhard Hanke in den vergangenen Jahrzehnten übrigens selbst auch nie gemacht, auch wenn er als Meister die Berechtigung dazu hatte. Als Grund sagt Hanke, dass es schlichtweg nie einen passenden Kandidaten gegeben habe. Seine Anforderung sei immer gewesen, dass es Leute sein sollten, die backen wollen, lernfähig, willig und hilfsbereit sind und mit Liebe und Engagement bei der Sache seien. Seine Mitarbeiter aber sind es und ihnen eine berufliche Perspektive und Zukunft zu geben, sei ihm immer wichtig gewesen. Der gleichen Meinung ist auch sein Nachfolger. „Es muss hier weitergehen, für mich und für alle anderen“, sagt Jens Leder. Andrea Hamann-Richter