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Ein vorzeitiges Aus für die Braunkohle führt zu Strukturbrüchen

Starke Impulse

Ein vorzeitiges Aus für die Braunkohle führt zu Strukturbrüchen

Dank des Engagements der drei Ministerpräsidenten aus den Ostkohleländern ist eine schnelle Empfehlung vorerst vom Tisch. Welche Erwartungen haben Sie an die Entscheidung der Kommission Wachstum, Strukturwandel und Beschäftigung?Dr. Armin Eichholz: Unsere Erwartung ist hoch, dass die Kommission ihrem Namen gerecht wird und die Begriffe Wachstum, Strukturwandel und Beschäftigung mit Leben erfüllt. Wer das verfolgt, kommt zwangsläufig zu ausgewogenen Positionen in Bezug auf die Energie- und Klimapolitik. Wir benötigen als Bergbauunternehmen stabile politische Rahmenbedingungen sowie Planungs- und Investitionssicherheit.Außerdem erwarten wir, dass Klimaschutzpolitik nicht einseitig zu Lasten der Braunkohle verfolgt wird. Denn die Energiewirtschaft und insbesondere die Braunkohle sind mit dem Rückgang der CO2 - Emissionen auf Kurs. Es darf heute aus ideologischen Gründen nicht noch einmal wie in den 1990er Jahren zu Strukturbrüchen kommen. Das lehnen wir entschieden ab.Im Koalitionsvertrag ist gleich mehrfach verankert, dass die Themen Klimaschutz, Versorgungssicherheit und Wirtschaftlichkeit der Stromversorgung gleichrangig zu berücksichtigen sind. Und wir wissen, dass sich bereits 2023 eine Versorgungslücke abzeichnet und die Strompreise im europäischen Vergleich schon heute am höchsten sind.Die Transformation des Energiesystems braucht Zeit, Geld und Innovationen. Das Thema ist viel zu wichtig, um mit ungerechtfertigtem Zeitdruck zu unausgewogenen Lösungen zu kommen.

Gespräch mit Dr. Armin Eichholz, Vorsitzender der MIBRAG-Geschäftsführung

12.01.2019 08.00 Uhr

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Dr. Armin Eichholz FOTO: MIBRAG

Von welchen Szenarien geht MIBRAG aus?

Dr. Armin Eichholz: Deutschland kann mit der geplanten Lebensdauer von Tagebauen und Kraftwerken die Klimaschutzziele in 2050 erreichen. Der Zeithorizont entspricht in etwa der Lebensdauer unserer Kundenkraftwerke Lippendorf in Sachsen und Schkopau in Sachsen-Anhalt und unserer eigenen Tagebaue Profen und Vereinigtes Schleenhain. Die beiden Kraftwerke sind auf dem neuesten technologischen Stand und gehören mit ihren hohen Wirkungsgraden zu den jüngsten und modernsten Kohlekraftwerken in Europa.

Warum braucht eine sichere Energieversorgung noch die Braunkohle?

Dr. Armin Eichholz: Ohne die Braunkohle ist der Transformationsprozess nicht machbar. Die Erneuerbaren speisen stark schwankend in das Netz ein und sind nicht sicher verfügbar. Moderne Braunkohlekraftwerke übernehmen diese Regelaufgabe und machen das heutzutage genauso flexibel wie Gaskraftwerke. Nur mit dieser Flexibilität kann die schwankende Einspeisung aus erneuerbaren Energien ausgeglichen werden.

Welchen Beitrag leistet MIBRAG schon heute zum Strukturwandel in der Region?

Dr. Armin Eichholz: MIBRAG hat sich frühzeitig eingebracht in die Diskussion um einen Strukturwandel. Seit 2016 sind wir unter dem Dach der Europäischen Metropolregion Mitteldeutschland in der Projektgruppe „Innovationen im Revier“ tätig, die mit dem Ziel gegründet wurde, einen aktiven Strukturwandel im Mitteldeutschen Braunkohlenrevier zu initiieren.

Gemeinsam mit Partnern aus Industrie und Wissenschaft treibt MIBRAG im Rahmen des Projektes CARBONTRANS die Entwicklung von Verfahren zur stofflichen Nutzung der mitteldeutschen Braunkohle voran. In Leuna soll hierzu eine Pilotanlage errichtet werden.