Reiseziele 2018

Bornholm: Dänemarks östlichste Ostseeinsel ist ein Platz an der Sonne.

27.01.2018 08.00 Uhr

Der Strand von Dueodde ist so strahlend weiß, dass er blendet. Nur blinzelnd sieht man ohne Sonnenbrille, wohin einen der Sommerwind weht. So lässt man sich treiben zwischen Ostsee, Himmel, Dünen – wie der Sand.

Einen Wald in Sand gesetzt

Früher machte sich die weiße Wüste noch viel breiter. Als sie im 19. Jahrhundert das Inselinnere erobern wollte, gab man ihr die grüne Keule. Indem sie Gräser, Sträucher, Kiefern pflanzten, konnten die Bornholmer Land gewinnen. Einen ganzen Wald setzten sie auf diese Weise in den Sand. Was daraus wurde, sieht man bei einer Fahrradtour. Start ist in Rønne. Vorbei an bunten Häuschen, Schiffen, Ostseeblicken geht es durch Robbedalen in den Hügelwald Almindingen und zu den Echotälern. Das sind rund 70 schmale, dicht bewachsene Schluchten mit steilen Wänden, aus denen nur die Wipfel der Bäume ragen. Entstanden sind sie in der letzten Eiszeit. Ekkodalen, das größte und bekannteste von ihnen, ist zwölf Kilometer lang, 60 Meter breit und 20 Meter tief.

Ringsum gibt es viel zu sehen: das Moor Vallensgård, die Jägergrotte und Dronningestenen, einen für Bornholm typischen Findling. Die vom Gletschereis verschleppten, rund geschliffenen Riesenkiesel liegen quer über die Insel verstreut. Manche lassen sich ein ganz klein wenig hin und her bewegen und heißen deshalb Wackelsteine.

Typisch für Bornholm wie auch seine runden Kirchen, Burgruinen und Windmühlen sind etwa 250 längliche „Bautasteine“ - klobige Kultobjekte aus der Bronze- und Eisenzeit. Ganze Formationen aus Felsentürmen stehen bei Tejn an der Ostküste: die bis zu 22 Meter hohen Helligdomsklipperne. Ebenso beliebte Wander- wie auch Badeziele sind die Wasserfälle. Nur in dem des Kobbeå planscht niemand. Der Grund ist wohl sein Name, den selbst Deutsche gut verstehen: Pissebækken.

Bücklinge mit Meerblick

Langsam kommt der Hunger, lockt zurück zum Meer. Und das macht Appetit auf Fisch. Auch wenn der heute oft aus anderen Gebieten der Ostsee oder sogar aus der Nordsee stammt: Die Bornholmer Küche wäre ohne ihn nicht denkbar. Längst gilt die Insel unter Kennern als kulinarisches Schlaraffenland. Seit kurzem hat sie sogar ein Sternerestaurant. Im michelin-gekrönten Kadeau in Vester Sømarken genießt man leichte nordische Küche mit Dünenblick in einem ehemaligen Strandkiosk - wenn man beizeiten reserviert hat.

Kein Problem, wenn nicht. An den Küsten gibt es Räuchereien. Bis zur nächsten ist es nur ein Möwenflügelschlag. Man folgt den großen Schornsteinen und dem leckeren Geruch. Zeit für das preiswerte, rustikale Nationalgericht: ein Smørrebrød „Sol over Gudhjem“ mit noch warmem Bückling aus dem Erlenrauch, Eigelb, Schnittlauch und Radieschen. Es schmeckt nach Sommer, Ostsee, Wiese,Wald und Garten - oder eben nach Bornholm. Carsten Heinke