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Weg mit allen Hindernissen 

So wird die Wohnung barrierefrei – Förderprogramme helfen 

Weg mit allen Hindernissen 

Bis ins hohe Alter in der vertrauten Umgebung zu leben, wünschen sich viele. Doch Schwellen, Treppen und Türrahmen können zu Hindernissen werden. Durch einen Umbau lässt sich die Wohnung altersgerecht gestalten. Dabei sind rechtliche und praktische Aspekte zu bedenken.

Barrierefreies und seniorengerechtes Wohnen 

16.02.2016 13.50 Uhr.

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Die meisten Wohnungen in Deutschland sind für ältere Menschen und Rollstuhlfahrer nicht geeignet. So geben laut einer Umfrage drei von vier Deutschen an, dass bei ihnen ein Rollstuhlfahrer nicht alleine von Balkon oder Terrasse in die Wohnung fahren könnte. Das Hindernis sind bis zu 15 Zentimeter hohe Türschwellen. Die Lösung: die Schaffung barrierefreier Übergänge an den Schwellbereichen. FOTO: OBS/GUTJAHR INNOVATIVE BAUSYSTEME

In Deutschland regelt die DIN 18040-2, wann ein Haus oder eine Wohnung barrierefrei ist. Verbindlich gilt sie nur für Neubauten. Private Bauherren und Mieter müssen sie nicht einhalten, können sich aber daran orientieren. Nach einer Studie im Auftrag des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung aus dem Jahr 2011 gibt es rund 1,4 Millionen weitgehend barrierefreie Wohneinheiten. Der geschätzte Bedarf liegt aber laut KDA bei rund 2,5 Millionen. Die Lösung können Umbaumaßnahmen sein.

Hürden und kreative Lösungsmöglichkeiten

„Haupthürde ist häufig das Badezimmer, aber auch der Zugang in die Wohnung oder Schwellen im Haus“, sagt Sabine Strüder, Leiterin der Bereiche Pflege und Gesundheit bei der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz. Daher müsste ein Umbau Rampen, ebenerdige Duschen oder Schwellenanpassungen vorsehen.

Ohne Kompromisse ist ein Umbau nur selten zu bewerkstelligen. In manchen Fällen kann beispielsweise eine neue Raumaufteilung sinnvoll sein. „Es macht schließlich keinen Sinn im ersten Stock ein Bad umzubauen, wenn es keine Lösung für die Treppenüberwindung gibt“, sagt die Verbraucherschützerin. Dann kann eine Verlegung von Schlafzimmer und Bad ins Erdgeschoss eine Lösung sein.

Die Rechte der Mieter und Vermieter

Wer zur Miete lebt, muss einige rechtliche Aspekte beachten, bevor der Umbau beginnen kann. „Den altersgerechten Umbau der Wohnung muss der Mieter selbst bezahlen“, sagt Ulrich Ropertz vom Deutschen Mieterbund (DMB). Die KfW-Bank bietet dafür Zuschüsse und günstige Kredite an. Grundsätzlich könne der Mieter die Wohnung aber nur umbauen, wenn er vorher die Zustimmung des Vermieters eingeholt hat.

„Pflegebedürftige Mieter haben ein Recht auf einen barrierefreien Umbau – aber der Vermieter kann auf seinem Recht auf Rückbau beim Auszug bestehen“, erklärt Heike Nordmann, Geschäftsführerin des Kuratoriums Deutsche Altershilfe. Das bedeutet: Der Mieter muss beim Auszug den ursprünglichen Zustand der Mietsache wiederherstellen. Deshalb ist es sinnvoll, wenn Mieter und Vermieter vor den Umbauarbeiten eine sogenannte Modernisierungsvereinbarung schließen.

Beratung finden

In jedem Fall sollte man sich rechtzeitig von neutraler Seite beraten lassen. Bundesweit gibt es Infos zu Förderung und Tipps bei den Wohnberatungsstellen. Auch Pflegestützpunkte von Kassen und Kommunen informieren darüber.

Weitere Infos im Netz:

Förderung

Barrierefreiheit

Die Investitionsbank Sachsen-Anhalt fördert aus Landesmitteln des „Fonds Wohnraumförderung Sachsen-Anhalt“ Modernisierungsmaßnahmen an selbstgenutzten oder vermieteten Wohngebäuden. Mitfinanziert werden dabei auch Maßnahmen zum barrierereduzierenden und barrierefreien Umbau. Die Förderung erfolgt in Form eines zinsverbilligten Darlehens. Die Höhe des Darlehens beträgt bis zu 50 000 EUR je Wohneinheit und Programmteil.

Duschen ohne feste Abtrennung

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Eine Duschabtrennung mit mehrfachen Öffnungsmöglichkeiten bietet das Modell Sani-Door vom Unternehmen SFA Sanibroy. Doppelte Flügel, einfacher Flügel, festsitzende Wand – diese Duschabtrennung ist eine Lösung für jeden Bedarf. Die Öffnung des oberen Teils der Dusche erlaubt es, einer Person mit begrenzter Mobilität oder einem Kind in einem komfortablen und ästhetischen Rahmen zu duschen. FOTO: SFA

Wird das Bad barrierefrei umgebaut, entscheiden sich viele Senioren für eine ebenerdige Dusche statt einer Wanne. Eine feste Duschabtrennung aus Glas oder Kunststoff ist dabei oft hinderlich. Denn so kann eine Hilfsperson nur mit Mühe an die duschende Person herankommen. In diesem Fall ist ein Duschvorhang besser geeignet, sagt Astrid Helle von der Landesberatungsstelle Barrierefrei Bauen und Wohnen in Rheinland-Pfalz.


Für Rollstuhlfahrer ist ein Waschtisch wichtig, den sie unterfahren können. Das macht aber nur Sinn, wenn der Spiegel ebenfalls bis auf den Waschbeckenrand heruntergezogen werden kann.

Schalter sollten nicht höher als einen Meter angebracht werden, gut seien 85 Zentimeter über dem Fußboden, erläutert die Initiative Elektro+ in Berlin. Hilfreich sind zudem Orientierungsleuchten an den Schaltern, große Tastflächen sowie auffällig gefärbte Rahmen.