Naumburg und Nebra ANZEIGE

Herzoglicher Weinberg in Freyburg: Land aus Wein und Stein

AUSFLUG: Besucher des Herzoglichen Weinbergs in Freyburg können nicht nur genießen, sondern auch viel Wissenswertes über die Arbeit der regionalen Winzer erfahren.

Herzoglicher Weinberg in Freyburg: Land aus Wein und Stein

Gekrönt vom Schloss Neuenburg: der Herzogliche Weinberg in Freyburg. FOTOS: NICOLE KIRBACH

Wo Saale und Unstrut zusammenfließen, prägen Steilterrassen, jahrhundertealte Trockenmauern und Weinberghäuschen die Landschaft. Die Reben prägen die Flusslandschaft zusätzlich und verleihen ihr einen unverwechselbaren Charakter – und das seit über 1000 Jahren. Natur, Kultur, Geschichte und Wein scheinen hier im Qualitätsweinanbaugebiet Saale-Unstrut ganz selbstverständlich vereint zu sein.

Barocker Weingarten

„Seine erste urkundliche Erwähnung fand der Weinbau an Saale und Unstrut bereits im Jahr 998“, erklärt Marion Kleine während einer Führung über den Herzoglichen Weinberg in Freyburg. „Inzwischen umfasst das Gebiet fast 800 Hektar und zählt zu den kleineren Weinanbaugebieten in der Bundesrepublik.“

Auf Dreiviertel der Fläche stehen Weißweinsorten. Die Hauptsorte ist der Müller-Thurgau. Doch auch Weißburgunder, Silvaner und Riesling gehören zu den Klassikern der Region. Auf dem anderen Viertel der Rebfläche stehen Rotweinsorten, vor allem Portugieser, Dornfelder, Spätburgunder und Zweigelt.

Der Herzogliche Weinberg selbst ist ein historischer Terrassenweinberg. In seiner heutigen Gestalt repräsentiert er einen barocken Weingarten, so wie er Ende des 18. Jahrhunderts entstand.

„Nachdem die Reblaus Ende des 19. Jahrhunderts fast alle Reben zerstört hat, wurde der Weinberg um 1925 neu aufgerebt. Die ältesten Weinstöcke stammen noch aus dieser Zeit“, erzählt Kleine. Auf der untersten Terrasse gibt es eine Schaufläche mit 17 Sorten des Anbaugebietes, darüber sind auf einer kleinen Fläche seltene, heute kaum noch im Anbau befindliche Rebsorten zu finden.

Zum zweiten Mal stand es im Winter 1986/87 schlecht um den Weinbau in der Region. Temperaturen von minus 30 Grad Celsius ließen die Stöcke reihenweise erfrieren. Doch mithilfe des Malers Willi Sitte, der Geld zum Kauf von neuen Reben organisierte, konnte es weitergehen. „Nach der Wende war der Anfang dann schwer, aber inzwischen läuft die Vermarktung der Weine sehr gut“, so Kleine.

Herzoglicher Weinberg in Freyburg: Land aus Wein und Stein -2
Blick in den historischen Holzfasskeller

Inzwischen zeigt sich aber auch hier der Klimawandel: Extrem heiße Tage und lange Trockenperioden setzen einigen Rebsorten arg zu. Insbesondere in oberen Lagen der Steilhänge haben intensive Sonneneinstrahlung bei Beeren zu Sonnenbrandschäden geführt. „Deswegen bewässern die Winzer seit diesem Jahr ihre Reben, was die Qualität der Trauben verbessert“, sagt Kleine.

Bewirtschaftet wird der Herzogliche Weinberg durch die Winzervereinigung Freyburg-Unstrut. Die Genossenschaft ist mit 352 Winzern für etwa die Hälfte des Anbaugebiet Saale-Unstrut verantwortlich. Die anderen 400 Hektar übernehmen private Winzer.

Historische Weinfässer Im Jahr 1934 gegründet, wuchs die Winzervereinigung im Laufe der Jahre zum größten Weinproduzenten der neuen Bundesländer heran. Ihre Weine reiften zunächst in einem großen Holzfasskeller, der während einer Führung besichtigt werden kann. Die ältesten Fässer stammen aus dem Jahr 1885.

Inzwischen reifen die Weine allerdings in großen Edelstahltanks, die mit moderner Technik betrieben werden. „Nur besonders hochwertige Weine legen wir nach der Gärung noch mehrere Monate zur Reifung auf große Fässer aus Eiche oder auf kleinere Barrique-Fässer“, erklärt Rüdiger Bier während einer Kellerführung.

Weine, vornehmlich Rotweine, werden im Barrique-Fass ausgebaut und erhalten so zum Beispiel zarte Vanilletöne, Kokosnoten oder rauchige Töne. „Je nachdem, welche Toastung man für das Fass vorgenommen hat, also wie stark die Innenwand des Fasses mit Feuer geflammt wurde, ändert sich die Aromatik des Weins.“ NICOLE KIRBACH