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Was unser Leben unsicher macht, stört den Schlaf

Forschung: Experte räumt mit „Schlafmythen“ auf

Was unser Leben unsicher macht, stört den Schlaf

Stundenlanges Wachliegen zerrt an den Nerven und kann sogar krank machen. FOTO: MICHAELA BEGSTEIGER – STOCK.ADOBE.COM

Die Aufmerksamkeit für das Thema Schlaf hat in den letzten Jahren zugenommen. Schlafforscher Professor Dieter Riemann von der Universität Freiburg erklärt, warum es so wichtig ist, dass man auf seinen Schlaf achtet, und räumt mit einigen „Schlafmythen“ auf.„Die Alltagsschlafprobleme sind Schlaflosigkeit, Ein- und Durchschlafstörungen und damit verbundenes frühmorgendliches Erwachen und Tagesmüdigkeit“, sagt Riemann. Es sei aber nicht das Weltgeschehen, was den Menschen den Schlaf raubt, sondern in erster Linie die privaten Sorgen. „Man kann sagen, dass alles, was unser Leben unsicher macht, auch unseren Schlaf stört“, so Riemann.

 
Mancher denkt, dass er zu wenig schläft, weil er nicht auf acht Stunden kommt. Mit dieser weit verbreiteten Annahme, dass jeder acht Stunden Schlaf braucht, räumt Professor Riemann auf: „Das stimmt nicht. Jeder hat ein individuelles Schlafbedürfnis, und man kann sich verrückt machen, wenn man sich an dieser überholten Ziellinie misst. Das Ergebnis ist schon mal eine eingebildete Schlafstörung. Was zählt ist, ob ich mich am Morgen bzw. tagsüber erholt und fit fühle. Man sollte die nötige Schlafmenge nicht an einer Ziffer festmachen.“ Ebenfalls verbreitet ist die Annahme, dass der Schlaf vor Mitternacht der gesündeste sei. „Auch das ist falsch“, sagt der Schlafforscher. „Wir wissen, dass es Früh- und Abendtypen gibt, und wer um eins ins Bett geht, der hat seinen Tiefschlaf eben danach. Wichtig ist, dass man den Schlaf nicht dogmatisch betrachtet.“ Die Freiburger Wissenschaftler erforschen, wie man Schlafprobleme sehr früh effektiv therapieren kann. Schlechter Schlaf kann sich über Jahre auf die Entstehung psychischer Krankheiten wie Depressionen oder Angststörungen auswirken. Das gilt es zu verhindern. Gemeinsam mit Hausärzten soll es Projekte geben, etwa zum Umgang mit Medikamentenabhängigkeit bei Schlaflosigkeit, z. B. welche Möglichkeiten es gibt, die Medikamente abzusetzen. dgk