Kontrolliertes Wachstum
Starke Impulse
Auch bei Schmuddelwetter während der Wintermonate gedeihen im gigantischen Gewächshaus in Zorbau Tomaten. Der Müllverbrennungsanlage nebenan sei dank. Denn deren Abwärme war für den Gemüsering Thüringen eines der wichtigsten Gründe in den neuen Standort zu investieren. Und auch ein zweites Argument für den Standort befindet sich in Sichtweite - die Autobahn.Denn so können sowohl die Pflanzen als auch die Früchte schnell angeliefert und abtransportiert werden. Wie wichtig eine funktionierende Logistik ist, wird beim Blick auf die Ernte deutlich. Immerhin 3000 Tonnen Tomaten werden jährlich in dem Zorbauer Gewächshaus geerntet, das eine Fläche von elf Fußballfeldern umfasst. Dass Zorbau zudem zentral in Deutschland liegt, dürfte kein Nachteil bei der Standortwahl gewesen sein.
In Zorbau ist ein XXL-Gewächshaus entstanden.
12.01.2019 08.00 Uhr
Mit dem neuen Gewächshaus in Zorbau reagiert der Gemüsering auch auf den Trend zu mehr regionalen Produkten. Die würden laut Prokurist Lukas Scholz nämlich vom Handel verstärkt nachgefragt. Doch auch wenn die Tomaten im Burgenlandkreis wachsen, die 220000 Pflanzen kommen aus den Niederlanden. Warum? „Wir haben in Deutschland keinen Anbieter, der diese Menge liefern kann“, erklärt der Prokurist.
Tatsächlich sind die Dimensionen des acht Hektar großen Gewächshauses, das erst im vergangenen Jahr gebaut worden ist, gewaltig. Und bei Bedarf könnte es sogar noch mal um einen weiteren Hektar wachsen. Die Pflanzen werden in Zorbau computergesteuert mit Nährstoffen und Wasser versorgt. Doch auch Menschenhand ist noch gefragt. So beschäftigt das Unternehmen nach eigener Aussage 50 Arbeitskräfte in Normalschicht.
Neben menschlichen Angestellten wird aber auch auf Tiere gesetzt. So sorgen etwa in Pappkartons untergebrachte Hummeln für die Bestäubung der Pflanzen. Raubwanzen und Schlupfwespen werden wiederum gegen Schädlinge wie die Weiße Fliege eingesetzt. Zusätzlich zieht sich ein breites gelbes Klebeband durch das Gewächshaus, um Schädlinge von den Pflanzen fernzuhalten.
In Zorbau wird mit einem ausgeklügelten System angebaut und geerntet. Da muss niemand zum Pflücken auf die Leiter steigen. Geerntet wird faktisch nur kurz über dem Boden. Die Pflanzen wachsen bis in eine Höhe von 6,50 Metern und werden dann abgesenkt, so dass die Tomaten ganzjährig problemlos erreichbar sind. Eingesammelt wird das Gemüse mit Hilfe von Wagen, die entlang der verlegten Heizungsrohre verlaufen. Und wenn der Himmel zu trübe ist, ersetzen Deckenstrahler das fehlende Sonnenlicht.
Im Gewächshaus überlassen Betriebsleiter Thomas Henniger und seine Kollegen eben nichts dem Zufall. Wachstum lässt sich zumindest in dieser Branche sehr gut planen. (kem)