Zeitz ANZEIGE

Von Denkmalpflege bis Wasserstoff-Pipeline

Strukturwandel: Burgenlandkreis will in den nächsten Jahren Projekte vorantreiben

Von Denkmalpflege bis Wasserstoff-Pipeline

Das Rittergut Plotha soll saniert und als Begegnungs- und Bildungsstätte für Jung und Alt neugestaltet werden. FOTO. ARCHIV/LISKER

Der beschlossene Ausstieg aus der Kohleverstromung greift tief in die Wertschöpfungsketten der regionalen Wirtschaft ein und führt zu einem Strukturwandel im Mitteldeutschen Revier. Mit Investitionen in Milliardenhöhe wird das Revier dabei unterstützt, sich neu zu erfinden, attraktive Arbeitsplätze zu schaffen, Innovationen zu fördern, Forschung und Entwicklung zu stärken und den Menschen in den betroffenen Regionen neue Perspektiven zu bieten. So steht es geschrieben auf der Homepage des Landes Sachsen-Anhalt.

Doch wie soll sich die Region konkret neu erfinden? Mitarbeiter der Landkreisverwaltung haben zusammentragen, welche Projekte im Rahmen des Strukturwandels in Angriff genommen werden.

Förderaufruf Denkmalpflege

Mit dem Förderaufruf Altstadtsanierung Burgenlandkreis unterstützt Sachsen-Anhalt den Landkreis bei der Verbesserung der Attraktivität des Wohn- und Wirtschaftsstandortes. Hierfür werden 100 Millionen Euro bereitgestellt, um zum Beispiel stadtbildprägende Bauten und denkmalgeschützte Einrichtungen der öffentlichen Daseinsfürsorge zu sanieren. Anträge können der Burgenlandkreis, seine Gemeinden sowie kommunale Betriebe und Unternehmen stellen. Der Burgenlandkreis hat seinen Fokus bei der Antragstellung auf Bildungseinrichtungen gelegt, da Sanierung und moderne Ausstattung von Schulen und Turnhallen ein zentraler Fakt für die zukünftige Entwicklung des Landkreises sind. Unter anderem soll in Weißenfels, Hohenmölsen und Zeitz ein Bildungscampus entstehen.

Bahnhof Reuden

Die Gemeinde Elsteraue plant im Bahnhof Reuden ein kommunales Ärztehaus einzurichten. Mithilfe von Mitteln aus dem Strukturwandel sollen die Umbauarbeiten finanziert werden.

Rittergut Plotha 

Das Ende des 11. Jahrhunderts als Ordenshaus des Deutschen Ritterordens errichtete Rittergut Plotha soll eine Begegnungs- und Bildungsstätte für Jung und Alt werden. Dabei sollen die Themen Umwelt und Nachhaltigkeit eine zentrale Rolle in dem künftig sanierten, denkmalgeschützten Gebäude spielen. Perspektivisch ist eine Weiterentwicklung zu einem Grundschulstandort denkbar.

Weiterentwicklung InfraZeitz

Die Vorhaben im Chemie- und Industriepark Zeitz lassen sich grundsätzlich in zwei Kategorien unterteilen: den Aufschluss weiterer Flächen und die Erweiterung des noch rund 50 Hektar verfügbaren Flächenbestandes. Bei letzterem geht es insbesondere um die Reaktivierung eines zentral gelegenen, zehn Hektar großen Baufeldes, welches kontaminiert ist. Mithilfe der Landesanstalt für Altlastenfreistellung soll es beräumt werden.

Darüber hinaus soll das Angebots- und Dienstleistungsportfolio des Chemieparks gesteigert werden.

Hierzu zählen die Einrichtung einer Standortfeuerwehr, der Ausbau der Breitband- und Neuerrichtung einer 5G-Infrastruktur, der Anschluss zweier Baufelder ans Gleisnetz, die Errichtung eines bimodalen Verladeterminals, die Weg- und Heranführung von Leitungen für technische Gase sowie der Bau einer Tankstelle für konventionelle und regenerative Kraftstoffe. Darüber hinaus wird durch die Infra-Zeitz der Einsatz biomassebasierter Energieträger in den eigenen Anlagen geprüft. 

Die benannten Projekte benötigen teilweise einen langen Planung- und Genehmigungsvorlauf, weswegen mit einer Realisierung einzelner Vorhaben erst ab 2024 zu rechnen ist Ziel dieses Programms bleibt der Abschluss bis 2032. Damit ist die Zukunft des Chemie- und Industrieparks Zeitz gesichert und gleichzeitig wird das Kernrevier als attraktiver Arbeitgeber und Industriestandort gestärkt.

Wasserstoff-Pipeline

Der Aufbau einer Wasserstoff-Pipeline im Burgenlandkreis hat die erste Hürde auf Landesebene genommen. Darüber informierten Landeswirtschaftsminister Sven Schulze und Landrat Götz Ulrich im Dezember auf einer gemeinsamen Pressekonferenz. Die vom Burgenlandkreis gemeinsam mit dem Wasserstoffnetzwerk ,,H2-Hub-BLK" erarbeitete Vorschlagsskizze ,,H2-Cluster Burgenlandkreis", welche im Rahmen des Förderaufrufs ,,Wasserstoff" des Landes Sachsen-Anhalt eingereicht wurde, hat die höchste Bewertung erfahren. Damit kann jetzt der offizielle Förderantrag gestellt werden.

Sven Schulze, Minister für Wirtschaft, Tourismus, Landwirtschaft und Forsten des Landes Sachsen-Anhalt erklärt: ,,Sachsen-Anhalt hat das Potenzial, zu einem Vorreiter bei grünem Wasserstoff zu werden. Zu dieser Entwicklung tragen wir mit Projekten wie t. diesem im Burgenlandkreis bei."

Landrat Götz Ulrich: ,,Der Aufbau einer Wasserstoffinfrastruktur im Burgenlandkreis ist eines der wichtigsten Strukturwandelprojekte in unserer Region. Wir schaffen damit die Voraussetzungen für die Nutzung von grünem Wasserstoff und generieren Unternehmensinvestitionen für künftige Industriearbeitsplätze. Dass die Vorschlagsskizze des Burgenlandkreises die höchste Bewertung erhalten hat, macht mich darüber hinaus sehr stolz."

Das Land Sachsen-Anhalt hat im Rahmen des Investitionsgesetzes Kohleregionen ,,Richtlinie Sachsen-Anhalt Revier 2038" einen Förderaufruf ,,Wasserstoff" mit einer Förderhöhe von 50 Millionen Euro ausgerufen. Die Gebietskörperschaften waren aufgefordert, innovative Vorschläge für zukunftsgerichtete Erschließungen von Industrie- und Gewerbegebieten in der Braunkohleregion zu entwickeln und einzureichen, die auf Unternehmen zur Herstellung und Verwendung von „grünem" Wasserstoff ausgerichtet sind.

Aktuell endet im Chemie- und Industriepark Zeitz die von Leuna über Böhlen kommende Wasserstoffpipeline, welche schon Wasserstoff liefert. Perspektivisch wollen verschiedene Firmen im Burgenlandkreis grünen Wasserstoff produzieren bzw. verbrauchen. Deshalb ist die Verlegung einer neuen Wasserstoffpipeline ausgehend vom Chemie- und Industriepark Zeitz in der Gemeinde Elsteraue über die Städte Zeitz und Teuchern bis in den Raum Weißenfels geplant. Dadurch können anliegende Unternehmen neue Geschäftsfelder erschließen und Arbeitsplätze schaffen. Eine Machbarkeitsstudie für die Herstellung dieser Wasserstoffpipeline ist bereits in Arbeit. Zum Hintergrund: Projekte über den Förderaufruf ,,Wasserstoff" werden nicht auf das dem Burgenlandkreis zur Verfügung stehende Budget von 432,5 Millionen Euro (aus dem Landesarm) angerechnet, sondern werden zusätzlich über Landesmittel gefördert.

Industrie- und Gewerbegebiet A9/B91

Der Burgenlandkreis plant gemeinsam mit den Städten Weißenfels, Lützen, Teuchern und Hohenmölsen die Neuerschließung und Entwicklung eines Industrie- und Gewerbegebietes an der Bundesautobahn A9 und der Bundesstraße B91. Die Fläche des zusammenhängenden Gebietes beträgt bis zu 450 Hektar. Bei der Erschließung soll ein besonderes Augenmerk auf eine nachhaltige und klimafreundliche Entwicklung und ein dementsprechendes Betreiben der Gewerbeflächen gelegt werden. Darüber hinaus ist angedacht, das Gebiet mit grünem Wasserstoff über eine neu zu errichtende Wasserstoffpipeline zu versorgen.

Das Land Sachsen-Anhalt hat bereits eine positive Bewertung des Projekts als Leuchtturmprojekt im Strukturwandel für das gesamte Land vorgenommen. Damit erfolgte ein erster wichtiger Schritt zur Realisierung des Projektes.

Inzwischen ist ein weiterer Meilenstein für das Projekt ,,Interkommunales Industrie- und Gewerbegebiet A9/B91" genommen: Am 12. Dezember überreichte Landes wirtschaftsminister Schulze Landrat Götz Ulrich einen Fördermittelbescheid für die notwendige Machbarkeitsstudie in Höhe von rund 192 000 Euro. Die Fördermittel wurden im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe ,,Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur" (GRW) bereitgestellt. Mit diesen finanziellen Mitteln kann jetzt die Ausschreibung für die Studie vorbereitet und im kommenden Jahr der Auftrag erteilt werden. Die Erstellung der Machbarkeitsstudie wird voraussichtlich ein Jahr Zeit in Anspruch nehmen. Die Erkenntnisse der Studie bilden die Grundlage für den dann zu stellenden Förderantrag für das Projekt ,,Interkommunales Industrie- und Gewerbegebiet".

Weitere Projekte

Hier werden von der Kreisverwaltung genannt: die ,,Grüne Fernwärme Hohenmölsen" und die Wasserstofftankstelle in Görschen von der Abfallwirtschaft Sachsen-Anhalt bzw. EGSAS. BURGENLANDKREIS/ZER