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Saale-Unstrut-Gebietsweinkönigin Annemarie Triebe: Majestät an der E-Gitarre und auf Instagram

ANNEMARIE TRIEBE: Die Saale-Unstrut-Gebietsweinkönigin durfte zwei Amtszeiten lang „regieren“. Doch jetzt ist endgültig Schluss.

Saale-Unstrut-Gebietsweinkönigin Annemarie Triebe: Majestät an der E-Gitarre und auf Instagram

Obwohl sie das Instrument gar nicht spielt, wusste Annemarie Triebe auch auf der E-Gitarre genau, welche Saiten sie anschlagen muss. FOTO: PATRICK CEBULLA

Wenn die 25-jährige Zeitzerin Annemarie Triebe am kommenden Sonntag (12. September 2021) beim Kleinen Winzerfest im Herzoglichen Weinberg feierlich abgekrönt wird, hat sie exakt zwei Jahre und vier Tage als Gebietsweinkönigin an Saale und Unstrut amtiert.

Zum zweiten Mal nach 1980/82 – wegen der kurzfristigen Absage der 1981-er Winzerfests durfte die damalige Regentin Anita Weiße schon einmal eine „Extrarunde“ drehen – ist damit die eigentlich auf ein Jahr begrenzte Amtszeit der Gebietsweinkönigin verlängert und quasi „verdoppelt“ worden: diesmal der Pandemie geschuldet.

Im Interview spricht die scheidende Weinmajestät über die tollen Erfahrungen in den zurückliegenden zwei Jahren und ihre Zukunftspläne, über den Umgang mit Corona und darüber, was genau es mit ihrer „Wochenendfamilie“ sowie einem Musikvideo-Dreh mitsamt E-Gitarre auf sich hat. 
    

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Auch bei der Auszeichnung von Schleberoda beim Bundeswettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ auf der Grünen Woche in Berlin 2020 war Annemarie Triebe (5. von rechts) in ihrer Eigenschaft als Gebietsweinkönigin dabei. FOTO: ANDREAS LÖFFLER

Frau Triebe, wird Sie bei Ihrer Abkrönung auch etwas Wehmut beschleichen?

Annemarie Triebe: Auf jeden Fall, denn hinter mir liegt eine, wenn man so will, großartige „Reise“, die am 8. September 2019 ihren Anfang nahm: Es war ein im Grunde tatsächlich unbeschreiblicher Gänsehautmoment, wie man ihn im Leben wohl nur einmal erlebt, als ich beim Winzerfest auf die Bühne geholt und vor den Augen einer riesigen Menschenmenge gekrönt wurde.

Ich werde daran denken, wie es dann gleich in der ersten Woche buchstäblich von null auf hundert ging und ein Termin den nächsten jagte. Und neben den unzähligen schönen Erinnerungen ist am Ende meiner Amtszeit bei mir nun auch ganz stark der Gedanke präsent, dass ich sowohl Gebietsweinkönigin in einer noch von Corona freien Zeit war als auch in jener Periode, in der uns die Pandemie alle miteinander so fest im Griff hatte. Und ob man es mir glaubt oder nicht: Im Rückblick möchte ich keinen dieser beiden Aspekte missen.

Dabei war Corona mit Blick gerade auf Weintourismus, Weinfeste und andere öffentliche Veranstaltungen lange Zeit der große „Komplett-Verhinderer“ – und damit doch auch genau für jene Themen, die im Tätigkeitsspektrum einer Gebietsweinkönigin normalerweise sehr großen Raum einnehmen…

Das stimmt in gewisser Weise schon. Gerade für jemanden wie mich, dem der direkte Kontakt und das persönliche Gespräch mit den Freunden des Weines so viel Freude und Erfüllung bringen, war die Unmöglichkeit einer Begegnung von Angesicht zu Angesicht sehr schmerzhaft.

Andererseits hat uns diese vertrackte Situation mobilisiert, neue und kreative Wege zu beschreiten, um unser Publikum zu erreichen. Wir haben unsere Aktivitäten auf Facebook massiv verstärkt und – was mein persönliches Herzensanliegen war – auch einen Instagram-Kanal aufgebaut. Und siehe da: Richtig angefasst und mit Pfiff und einer individuellen Note aufgezogen, bieten Online-Formate selbst für ein so sinnliches Thema wie Wein jede Menge Chancen. 
 

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Annemarie Triebe, Gebietsweinkönigin 2019/21. FOTO: FALK PRÄTZSCH

Was meinen Sie genau?

Ich habe beispielsweise unsere Online-Weinproben im Blick, in deren Rahmen wir Weinpakete verschickt und die Weinfreunde dann virtuell an Tablet und PC zu einer moderierten Verkostung begrüßt haben. Das hat sich richtig entwickelt und Fahrt aufgenommen: Wenn ich anfangs mit Weinbaupräsident Hans Albrecht Zieger ganz allein im Anisium vor der Webcam stand, wurde später sogar echtes Live-Cooking übertragen. Und das Allerwichtigste: Das Ganze hat Wellen geschlagen und eine Art „Mitzieh-Effekt“ ausgelöst: Viele Weingüter befassen sich inzwischen intensiv mit digitalen Vermarktungsstrategien. Auf das Positive gucken, sich aufrappeln, weitermachen – das sollte das Credo bleiben!

Was bleibt, und was nehmen Sie mit aus Ihrer Zeit als Gebietsweinkönigin?

Uff, wo soll ich da anfangen? (lacht) Mitnehmen werde ich die unzähligen Eindrücke von meinen Visiten bei den Winzern der Saale-Unstrut-Region, von denen ich nahezu alle besucht habe und mit denen ich – ich bin ja selbst Winzerin – nicht zuletzt auch ganz alltagspraktische Fragen im Betrieb erörtert habe.

Bleiben werden auf jeden Fall die vielen Freundschaften, die sich gebildet haben – zuallererst innerhalb meiner „Wochenendfamilie“, wie ich den gemeinsamen Kreis mit den lokalen Majestäten aus der Weinorten an Saale und Unstrut gern liebevoll nenne. Da wir freitags, sonnabends und sonntags viele Termine und Veranstaltungen gemeinsam bestreiten, sind wir eine verschworene Truppe und unterstützen uns gegenseitig – auch bei ganz profanen Dingen wie etwa der Frage, wo sich an einem bestimmten Ziel am besten parken lässt (lacht). In dieser duften Truppe fühlst du dich einfach wohl, was alles viel, viel leichter macht: Denn mitunter stellt unser Pensum sehr wohl eine Anstrengung dar – freilich eben eine richtig schöne. Ich kann jeder weinaffinen jungen Frau nur empfehlen, sich als Weinmajestät zu bewerben. 
 

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Emotionaler Moment: Annemarie Triebe bei der Verabschiedung der 15. Freyburger Weinprinzessin Teresa Lustig im Sommer 2020. Nun steht ihr selbst die feierliche Abkrönung bevor. FOTO: A. LÖFFLER

Gibt es Momente oder Ereignisse, die Ihnen besonders im Gedächtnis geblieben sind?

Definitiv mein Aufenthalt auf der Grünen Woche Anfang 2020, wo ich am Stand der Winzervereinigung als Repräsentantin und Werbeträgerin für die Saale-Unstrut-Region gefragt war und später auch der Auszeichnung von Schleberoda als eines der 30 Siegerdörfer im Bundeswettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ durch Bundesagrarministerin Julia Klöckner beiwohnen durfte.

Eher eine Schrecksekunde erlebte ich hingegen einmal bei einem der vielen Weinfeste in unserer Region, als mitten in meiner Ansprache Ton und Licht ausfielen und alle Gäste im Dunkeln saßen. Ich bin dann vom Podium runter und habe quasi auf Augenhöhe mit den Besuchern und entsprechend lautstark einfach weitererzählt, was mit großem Jubel quittiert wurde. Und dann war da noch diese verrückte Sache mit einem Musikvideo-Dreh…

Bitte erzählen Sie mehr!

Die beiden Jungs von der Band „Einwandfrey“ haben ja einen Song über ihre Heimatstadt Freyburg geschrieben, in dem natürlich auch das Winzerfest mitsamt Gebietsweinköniginnen-Krönung eine Rolle spielt.

Als sich die Band zwischen den Lockdowns daran machte, auch ein Video zum Lied zu drehen, haben sie kurzerhand bei mir angefragt, ob ich in dem Clip nicht auch mitwirken könnte und mir bei den Dreharbeiten kurzerhand eine E-Gitarre in die Hand gedrückt. Und obwohl ich gar nicht spielen kann, komme ich im Video fast wie ein Profi rüber (lacht).

Was sind Ihre Pläne für die Zeit nach ihrer, Pardon, „Abdankung“?

Dann werde ich im Weingut unserer Familie in Würchwitz wieder mehr im Betrieb sein und die Zügel in die Hand nehmen, worauf ich schon ganz gespannt bin, zumal die Weinlese ansteht. Jetzt freue ich mich aber erst einmal auf das Kleine Winzerfest in Freyburg und die Krönung meiner Nachfolgerin. Da ich der Auswahljury angehörte, kann ich schon jetzt verraten, dass wir eine echt total engagierte junge Dame im Amt der Gebietsweinkönigin erwarten dürfen. Und abends – schönes Ritual – geht’s zum Winzerfest-Ausklang ins Weingut Deckert.