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Rendezvous mit sich selbst: So geht Auszeit vom Arbeitsalltag

Richtig abzuschalten, ist in längeren Auszeiten genauso wichtig wie nach Feierabend. Doch das ist oft schwerer, als es klingt. Unter anderem, weil wir einsehen müssen, dass wir ersetzbar sind.

Rendezvous mit sich selbst: So geht Auszeit vom Arbeitsalltag

Viele von uns kennen das Problem: Überstunden im Job sind normal und wenn man dann endlich zu Hause angekommen ist, trudeln bis spät am Abend E-Mails oder Whatsapp-Nachrichten von den Vorgesetzten und Kollegen ein. Und die meisten erwarten, dass man schnell darauf reagiert. Ist das Handy also in der Nähe, ist auch die Arbeit nicht weit. Und dabei ist es egal, ob man beim Abendessen sitzt, mit den Kindern spielt, oder im Urlaub am Strand liegt.Lernen, Nein zu sagenHat man denn heutzutage überhaupt noch die Chance, Beruf und Freizeit voneinander zu trennen? „Theoretisch ja, praktisch nein - denn der Übergang ist immer fließender geworden“, sagt Prof. Lothar Seiwert, Autor und Vortragsredner zum Thema Zeitmanagement. Er rät dazu, vor der Arbeit zum Beispiel keine E-Mails zu lesen. Das erfordere allerdings Disziplin - denn Neugier sei menschlich. „Wenn ich einmal anfange, morgens reinzugucken, komme ich davon nicht weg“, erklärt er. Sein Rezept klingt simpel: Wir mpssen lernen, uns abzugrenzen.

Wohlfühlen drinnen - draußen

Richtig abzuschalten, ist in längeren Auszeiten genauso wichtig wie nach Feierabend. Doch das ist oft schwerer, als es klingt. Unter anderem, weil wir einsehen müssen, dass wir ersetzbar sind.

28.08.2019 14.00 Uhr

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Foto: Pixabay

An schöne Momente zurückdenken, macht uns glücklich. Dazu am besten einfach eine Minute intensiv an ein schönes Erlebnis in der Vergangenheit erinnern, zum Beispiel an den letzten Urlaub.

„Viele Menschen haben einen Sprachfehler. Sie können oder wollen nicht Nein sagen.“ Er rät, Geräte zum Feierabend oder in Auszeiten einfach abzuschalten. Das sei oft einfacher, als man denkt. „Ich muss es einfach nur tun.“ Zum Nein-Sagen-Lernen gehört auch, einzusehen, dass man ersetzbar ist. „Ich sage immer: Sie sind nicht die Notaufnahme des örtlichen Unfallkrankenhauses.“

Dass es sich trotzdem so anfühlt, hat unter anderem strukturelle Gründe, sagt Robert Kötter, Gründer der Beratungsagentur Work Life Romance in Köln. Viele Firmen hätten eine lange Zeit des Sparens, der Reduzierung von Personal und der Effizienzsteigerung hinter sich. Das mache sich bemerkbar. Wenn irgendwo ein Rädchen im Getriebe still steht, gerate das System ins Wanken. Was passiert, wenn das Kind krank ist? Neben der engen Taktung des Arbeitsalltags sei ein weiteres Phänomen zu beobachten, sagt Kötter: Menschen sei es heute wichtiger, Dinge zu tun, die ihnen Spaß machen, statt Dienst nach Vorschrift. Dadurch entstehe ein hohes Maß an Identifikation - was Abschalten und Abgrenzen schwerer macht.

Führungskräfte als Vorbild

Verstärkt werde das durch ein Idealbild von Angestellten, die für die Firma leben. „Ein guter Mitarbeiter ist aber nicht der, der 120 Prozent gibt und dann mit 50 im Burnout ist“, sagt der Coach und Buchautor. Auf sich zu achten und abschalten zu können, seien wichtige Fähigkeiten. „Es macht etwas mit den Menschen, wenn vom Chef am Sonntagmittag eine Mail kommt“, ergänzt Lothar Seiwert. Er erzählt, dass Führungskräfte bei einem Dax-Konzern, den er berät, am Wochenende keine E-Mails mehr an Mitarbeiter schicken dürfen. Sie müssen sie im Entwurfsmodus speichern und dürfen sie erst am Montagmorgen senden. Auch Führungskräfte können als Vorbilder also zu einer gesunden Work-Life-Balance im Unternehmen beitragen. Wie wichtig Auszeiten sind, lernen viele Menschen leider erst, wenn sie leiden, sagt Robert Kötter. Den Ansatz der Work-Life-Balance, der Balance zwischen Arbeit und Leben, halten er und sein Mitgründer aber nicht für den passenden Begriff. Das klinge, als würde man in seiner Arbeitszeit nicht leben. „Ich definiere mich als Mensch aber auch über die Arbeit.“ Nicht umsonst heißt das Start-up Work Life Romance. Eine romantische Beziehung zwischen Beruf und Freizeit? Klingt kompliziert. Für die beiden Gründer ist es selbst nicht immer einfach - doch sie versuchen ihren Ansatz, dass der Mensch im Mittelpunkt steht, vorzuleben. Beide nehmen Feierabend und Auszeiten ernst.

Der Mensch im Mittelpunkt

Gerade auch bei längeren Auszeiten müssen Berufstätige Abstand von ihrer Arbeit bekommen. Kötter rät dann zum Beispiel, Abwesenheitsnotizen per Mail zu verschicken. Ebenso wichtig seien funktionierende Stellvertreterregelungen. Seiwert rät, bestimmte Freizeitaktivitäten fest in den Alltag einzubauen. „Es hat sich bewährt, das zu ritualisieren“, betont er. Ob Yoga, Fitness, Treffen mit Freunden, Meditation, Spaziergänge mit Hund, Theater oder Musical: Körperlicher, seelischer, mentaler und emotionaler Ausgleich seien wichtig. Er rät, sich fest zu verabreden. „Ich muss aber auch Termine mit dem wichtigsten Menschen machen: mit mir selbst.“ nenya/dpa

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Die niederländische Stadt Utrecht bepflanzte die Dächer ihrer 316 Bushaltestellen. Das sieht nicht nur schön aus, sondern verbessert auch die Luftqualität der Stadt, unterstützt die Insektenpopulation, speichert Regenwasser, fängt Feinstaubpartikel aus der Luft ein und sorgen im Sommer für Abkühlung.

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