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Der akute Herzinfarkt: Erkennen, behandeln und vorbeugen

INTERVIEW: Krankenhaus St. Elisabeth und St. Barbara – Chefarzt Dr. Sebastian Nuding

Der akute Herzinfarkt: Erkennen, behandeln und vorbeugen

Dr. Sebastian Nuding, Chefarzt der Medizinischen Klinik II (Kardiologie, Diabetologie) am Krankenhaus St. Elisabeth und St. Barbara Halle (Saale) FOTO: KRANKENHAUS/ANDREA BERGERT

Was ist ein Herzinfarkt? Ein Herzinfarkt ist ein Absterben des Herzmuskels aufgrund einer Unterdurchblutung, verursacht durch Einengungen der Herzgefäße. Dies äußert sich durch Schmerzen. Die stärkste Ausprägung eines Herzinfarktes liegt vor, wenn ein Gefäß komplett verstopft ist. Wer bei einem Herzinfarkt nichts unternimmt, riskiert eine Vernarbung und eine lebenslange Herzschwäche. In jedem Fall kann akute Lebensgefahr bestehen.Woran erkennt man einen Herzinfarkt?Typischerweise an einem starken und anhaltenden, dumpfen Druck im Brustkorb – sprichwörtlich, als ob einem ein Elefant auf der Brust stehen würde. Die auftretenden Schmerzen können in verschiedene andere Körperteile wie zum Beispiel in den Unterkiefer, den Oberbauch oder in die Arme ausstrahlen. Der Patient lässt sich dadurch leicht in die Irre führen und vermutet nicht selten ein anderes gesundheitliches Problem, besonders bei einem ersten Mal. Zum Beispiel werden fälschlicherweise eine Sportverletzung oder die Gartenarbeit als Ursache für die Beschwerden angenommen.

Gibt es also vom Patienten unerkannte Herzinfarkte?

Ja. Bei einem Teil der Herzinfarktpatienten zeigen sich nicht die bereits erwähnten typischen Beschwerden. Liegt eine Nebenerkrankung wie Diabetes vor, die das Schmerzempfinden stört, lässt sich eher über die auftretende Luftnot auf einen möglichen Infarkt schließen. Weitere nicht typische Beschwerden sind Unwohlsein, ein plötzliches Umfallen im Alltag oder Bewusstlosigkeit. Sollten Patienten diese Zeichen bei sich feststellen, muss umgehend ärztliche Hilfe gesucht werden – auch zur Nachtzeit. Auf keinen Fall sollte bis zur nächsten Sprechstunde oder auch nur bis zum nächsten Tag damit gewartet werden.

Ich kann also bereits einen Infarkt gehabt haben und weiß nichts davon?

Um dies sicher beantworten zu können, sind Untersuchungen mit medizinischen Geräten wie dem EKG, dem Herzultraschall oder dem Herzkatheter notwendig. Immer wieder sehen wir Patienten, bei denen bereits eines der drei großen Herzkranzgefäße verstopft ist und der Infarkt länger zurückliegt.

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Wie kann ich am besten vorbeugen?

Vermeiden Sie die typischen Risikofaktoren: Rauchen, Stress, Übergewicht und körperliche Inaktivität. Lassen Sie Risikokrankheiten wie Diabetes, Bluthochdruck und Nierenschwäche vom Arzt oder der Ärztin Ihres Vertrauens behandeln.

Gibt es Faktoren, die wir nicht beeinflussen können?

Ja. Männliche oder ältere Patienten sind deutlich häufiger betroffen. Hinzu kommt ein vererbtes Risiko. In unserer Region sehen wir zudem viele Patienten, bei denen psychischer Stress der Auslöser für einen Herzinfarkt ist. Dies lässt sich durch die hohe Erkrankungshäufigkeit von Menschen in Sachsen-Anhalt belegen, die durch einen gebrochenen Lebenslauf, beruflichen Misserfolg oder familiäre Rückschläge in den letzten drei Jahrzehnten psychisch besonders belastet waren oder sind.

Können Smart Devices, zum Beispiel Uhren mit Gesundheitssensorfunktion, bei der Früherkennung helfen?

Diese Geräte können Hinweise auf Herzrhythmusstörungen geben und der Pulsüberwachung dienen. Für das Erkennen eines Herzinfarktes eignet sich diese Technik jedoch aktuell noch nicht.