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Hörprobleme frühzeitig behandeln

OHREN: Bei Tinnitus rückt Schwerhörigkeit in den Fokus

Hörprobleme frühzeitig behandeln

Tinnitus kann körperliche und psychische Folgen haben und er geht sehr häufig mit Schwerhörigkeit einher. Doch es gibt Methoden zur Linderung und Hörverbesserung. FOTO: DORAZETT – STOCK.ADOBE.COM

Tinnitus und Schwerhörigkeit sind eng miteinander verbunden. Für ältere Menschen sei es aus diesem Grund besonders wichtig, Hörprobleme aktiv anzugehen und so psychischen Belastungen und einer negativen Beeinflussung ihrer Lebensqualität vorzubeugen, erklärt Prof. Dr. Birgit Mazurek, Vorstandsvorsitzende der Stiftung Tinnitus & Hören Charité. Wie Studienergebnisse zeigen, wirke sich das Tragen von Hörgeräten positiv auf die Psyche und die geistige Leistungsfähigkeit der Betroffenen aus. Zusammenhang zwischen Hören und OhrgeräuschenDen Zusammenhang zwischen einem verminderten Hörvermögen und Ohrgeräuschen schildert die Expertin wie folgt: „Tinnitus geht sehr häufig mit Schwerhörigkeit einher. Besonders mit dem Alter nimmt bei vielen Menschen auch die Hörfähigkeit ab.“ Diese Rückbildung könne weitreichende Folgen haben: „Haarzellen und neuronale Strukturen im Innenohr können degenerieren, bei manchen Menschen wird die aktuelle, zentrale Verarbeitung von Informationen im Gehirn langsamer. Man spricht von einer Minderung der fluiden Intelligenz.“

Zudem könne sich die Fähigkeit der sogenannten Sprachdiskrimination mit zunehmendem Alter verringern: „Dann werden höhere Frequenzen und Stimmen nicht mehr so gut erkannt beziehungsweise unterschieden“, so die Klinikprofessorin.

Auch körperliche Folgen sind möglich

Die körperlichen Folgen einer unbehandelten Schwerhörigkeit seien mittlerweile gut erforscht, berichtet die HNO-Ärztin weiter: „In einer prospektiven Multicenterstudie wurden 2.190 ältere Personen mit Hörverlust über ein Jahr lang untersucht. Das Ergebnis: Je größer der Hörverlust, desto geringer die physische Fitness. Schwerhörige hatten ein um 31 Prozent erhöhtes Risiko zu stürzen sowie eine um 31 Prozent erhöhte Wahrscheinlichkeit, pflegebedürftig zu werden.“

Die Betroffenen leiden außerdem unter psychischen Belastungen: „Das menschliche Hörsystem ist direkt mit dem limbischen System im Gehirn verbunden, das die Empfindungen und Emotionen steuert.

Tinnitus kann sowohl alleine als auch in Kombination mit schlechtem Hören zu Angst und Depressionen führen“, berichtet Mazurek. In Kombination mit weiteren Risikofaktoren könne sich der Zustand zudem noch verschlechtern: „Besonders Stress spielt eine große Rolle und kann sich negativ auswirken.“ Um die Begleiterkrankungen einer Schwerhörigkeit zu vermeiden, sei eine frühzeitige HNO-ärztliche Versorgung ratsam. Der positive Effekt eine Hörgeräteversorgung sei wissenschaftlich belegt: „In einer gerontologischen Kohortenstudie mit 3.670 älteren Hörbeeinträchtigten wurden Stimmungsänderungen und kognitive Funktionen untersucht: Bei allen hatten sich durch das Tragen von Hörgeräten sowohl die psychosozialen und partizipativ-kommunikativen als auch die kognitiven Funktionen verbessert. Soziale Abgrenzung, Depressionen und Ängste können so verhindert werden“, berichtet die Tinnitus-Expertin.

Mehr Informationen: www.stiftung-tinnitus-und-hoeren-charite.org