Halle/Saalekreis ANZEIGE

Früher Vorsorgebeginn ist ratsam

DARMGESUNDHEIT: Familiäre Belastung für Darmkrebs – jeder zehnte Deutsche ist betroffen

Früher Vorsorgebeginn ist ratsam

Darmkrebs: Bei familiärer Vorbelastung erkranken Betroffene häufig schon vor dem 50. Lebensjahr. Daher sollte diese Risikogruppe deutlich früher zur Vorsorge. FOTO: IMAGO/SCIENCE PHOTO LIBRARY

Nach Zahlen des Robert Koch-Instituts sind im Jahr 2018 mehr als 60 000 Menschen in Deutschland an Darmkrebs erkrankt. Die meisten Darmkrebs-Neuerkrankungen werden dabei nach dem 50. Lebensjahr festgestellt. Allerdings gibt es zwei wichtige Tatsachen, die wenig Beachtung finden: Jeder zehnte Darmkrebsfall wird vor dem 50. Geburtstag diagnostiziert, und mehr als jeder zehnte Deutsche hat eine familiäre Belastung für Darmkrebs. So gibt es Menschen, bei denen Darmkrebs schon zwischen dem 20. und 50. Lebensjahr auftritt. Diese Menschen fallen aus dem Vorsorgeraster heraus – mit oft tödlichen Folgen. Denn bei ihnen wird der Darmkrebs häufig erst diagnostiziert, wenn er bereits Beschwerden verursacht oder sich Metastasen in anderen Organen gebildet haben. Die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten e. V. (DGVS) fordert, die Vorsorge bei familiär bedingtem Darmkrebs zu verbessern. Jahr für Jahr erkranken weniger Menschen in Deutschland an Darmkrebs.Weniger Kranke durch gute VorsorgestrukturEine erfreuliche Entwicklung, die dem Darmkrebsexperten Prof. Dr. med. Frank Kolligs zufolge vor allem an der bereits guten Vorsorgestruktur in Deutschland liegt. „Für gesetzlich Versicherte bietet unser Gesundheitssystem gute Vorsorgeleistungen ab dem 50. Lebensjahr an. Mit diesen Angeboten zur Früherkennung können wir Krebsvorstufen und Darmkrebs in frühen Stadien rechtzeitig finden und entfernen“, so der Experte. Menschen, die aufgrund von familiärer Vorbelastung ein erhöhtes Darmkrebsrisiko haben, kommen diese Vorsorgestrukturen allerdings nicht zugute. „Bei familiär bedingtem Darmkrebs erkranken Betroffene häufig schon vor dem 50. Lebensjahr. Daher muss bei dieser Risikogruppe deutlich früher mit Vorsorgeuntersuchungen begonnen werden“, fordert Kolligs. Tritt bei einem Familienmitglied Darmkrebs vor dessen 50. Geburtstag auf, muss auch an eine genetische Belastung gedacht werden. Wichtig sei es laut Kolligs, dass Angehörige jung an Darmkrebs Erkrankter frühzeitiger, als von den Kassen regulär empfohlen, mit der Darmkrebsvorsorge beginnen.Genetische Belastung erhöht Risiko„Es gilt die Faustregel, dass man zehn Jahre vor dem Alter der Diagnosestellung des Angehörigen mit der Darmkrebsvorsorge beginnen sollte. Ein Beispiel: Hat mein Vater mit 50 Jahren die Diagnose Darmkrebs erhalten, sollte ich als Sohn ab dem 40. Geburtstag mit der Darmkrebsvorsorge beginnen. So ist es möglich, Krebsvorstufen rechtzeitig zu erkennen und Darmkrebs zu bekämpfen, bevor er ein größeres Problem wird“, erklärt der Experte.Neben einer familiären Belastung sind insbesondere ein hoher Fleisch- und Alkoholkonsum, Rauchen, Bewegungsarmut und Übergewicht als Risikofaktoren für Darmkrebs bekannt. Bei etwa 16 Prozent der Erkrankten tritt Darmkrebs gehäuft innerhalb einer Familie auf. Experten halten hier Kombinationen von Mutationen auf zahlreichen Genen für eine Ursache. Die Darmspiegelung gilt unter Experten als die einzige zuverlässige Diagnosemöglichkeit bei Darmkrebs.Mehr Informationen: www.dgvs.de