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Freyburger Winzerfest: Und montags auf die „Galopprennbahn“…

TRADITION: Die Freyburger Großfamilie Odenthal ist dem Winzerfest besonders eng verbunden.

Freyburger Winzerfest: Und montags auf die „Galopprennbahn“…

Weinmajestäten damals und heute: Beate, Antonia und Andrea Odenthal (v. l.). FOTO: ANDREAS LÖFFLER

Noch stärker als Beate, Andrea und Antonia Odenthal kann man dem Freyburger Winzerfest wohl kaum verbunden sein, denn das fesche Frauen-Trio hat mit dem Mega-Event in seiner Heimatstadt (das in diesem Jahr zumindest wieder in einer kleinen Version stattfindet) gewissermaßen gleich auf mehreren Ebenen ganz eng zu tun – zunächst einmal schlicht als langjährige Einwohnerinnen des Festortes. Eine zweite Dimension tritt hinzu, wenn man weiß, dass die Odenthals in der Wein- und Sektstadt einen eigenen Weinbau- sowie Gastronomie- und Beherbergungsbetrieb führen und damit als Winzerinnen und Wirtinnen auch beruflich mittendrin im Geschehen sind. Komplettiert wird das Ganze durch einen dritten Aspekt – nämlich den, dass alle drei Genannten als einstige respektive aktuelle Weinmajestäten mit Freyburg und Winzerfest verquickt sind: Beate Odenthal wurde auf dem Winzerfest 1990 zur Gebietsweinkönigin Saale-Unstrut gekrönt. Und Tochter Antonia fungiert seit vorigem Jahr und noch bis 2022 als Freyburger Weinprinzessin – ein Amt, das ihre Tante (und Beates Schwester) Andrea bereits 1998/99 innehatte.      

Auch wenn zwischen Schwestern-Duo einerseits und Tochter respektive Nichte andererseits der Unterschied einer Generation liegt, verbinden alle drei unisono schon ganz tolle Kindheitserinnerungen mit dem Winzerfest. „Es war immer richtig zu spüren, wie groß die Vorfreude war – bei den Erwachsenen, aber gleichfalls bei uns Kindern, die wir dem großen Rummel entgegenfieberten und auch den speziellen Eis-Kreationen, die es immer nur bei dem Volksfest zu schlecken gab“, erzählt Andrea Odenthal. „Zu Schulzeiten hast du dich dann mit deinen Freunden auf dem Winzerfest verabredet, wobei wir mit zunehmenden Alter immer später loszogen“, plaudert die 22-Jährige Antonia aus dem Nähkästchen. Die tollen Tage in Freyburg seien für sie auch stets damit verbunden gewesen, an Stand und Ausschank des Familienbetriebes kräftig mit anzupacken – „obwohl ich das nie wirklich als Arbeit, sondern eher als Vergnügen empfunden habe“, wie sie beteuert.

„Als wir 1996 hoch oben in den Freyburger Ehraubergen das Hotel und Weinrestaurant ,Zur Sonnenuhr’ eröffneten, avancierte unser Lokal schnell zu einer Anlaufstelle für diejenigen, die sich auch mal eine Verschnaufpause vom allergrößten Winzerfest-Trubel gönnen wollten“, schildert Beate Odenthal lachend. Für sie und alle mitarbeitenden Familienangehörigen bedeutet das Großereignis natürlich gewissermaßen den betrieblichen „Ausnahmezustand“, ungezählte Extra-Schichten inklusive. „Aber genau deswegen sind wir ja mit Leib und Seele Gastronomen, um die Leute ,bemuddeln’ zu können“, sagt sie fröhlich. Auch ihre Pensionszimmer seien rund ums Winzerfest stets komplett ausgebucht, zumal jenes ohnehin in die Hauptsaison mitsamt der gleichfalls anstehenden Weinlese fiele. „Wir haben Winzerfest-Stammgäste bis hin nach Stralsund oder Rostock im hohen Norden – und auch ebensolche aus den alten Bundesländern“, verrät Andrea Odenthal. „Besonders witzig wird es immer dann, wenn wir Freyburger die Freiburger, sprich unsere langjährigen Gäste aus dem Breisgau, begrüßen dürfen“, ergänzt Schwester Beate.

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Die 53-Jährige gewährt auch noch einmal einen Einblick in die Empfindungen, die sie hatte, als sie 1990 beim Freyburger Winzerfest zur Saale-UnstrutGebietsweinkönigin gekrönt wurde. „Ich war aufgeregt wie nix und konnte schon einige Nächste zuvor kaum schlafen. Was mir ebenfalls noch ganz stark in Erinnerung geblieben ist: Die Kutsche, mit der man mich von meinem Elternhaus in Balgstädt abholte und zu Freyburgs Rathaus und Markt brachte.“ Beates Tochter Antonia erlebte diesbezüglich gewissermaßen ein Déjà-vu, denn auch anlässlich ihrer Krönung zur Freyburger Weinprinzessin im vergangenen August auf dem Hof des Weinguts Pawis war für sie eine stilvolle Pferdekutsche das dem Anlass gemäße Beförderungsmittel gewesen. Während die junge Frau am kommenden Sonntag bei der feierlichen Abkrönungs-Zeremonie für Gebietsweinkönigin Annemarie Triebe eine besonders herausgehobene Rolle spielt – ihr bleibt es vorbehalten, der scheidenden Majestät die Krone vom Haupt zu nehmen –, entsinnt sich Antonias Tante Andrea Odenthal der eigenen Regentschaft als Freyburger Weinprinzessin von 1998/99. „Ich habe beim Winzerfest die Ehrengäste begrüßt und herumgeführt, beispielsweise die Vertreter von der damals in Weißenfels noch stationierten Panzer-Pionierkompanie. Die haben mich und andere Weinmajestäten im Gegenzug und als Dankeschön zu einer wahrlich aufregenden Schlauchbootfahrt auf der Saale bis nach Weißenfels eingeladen, einschließlich eines spektakulären Abseilmanövers von der Brücke an der Naumburger Henne“, berichtet sie.

Wie immer auch sich das Winzerfest im Laufe der Jahre und Jahrzehnte verändert und gewandelt haben mag: An einem Ritual haben die Odenthals durchweg festgehalten – und zwar am gemeinsamen Besuch der großen Sause „ganz in Familie“ am sogenannten Winzerfest-Montag, an dem normalerweise und außerhalb von Pandemiezeiten stets auch das Kinder-Winzerfest steigt. „Da kann der erwachsene Teil unserer Gastronomenfamilie nach den Anstrengungen gerade des vorangegangenen Winzerfest-Wochenendes erstmals ein wenig entspannen; und die Kinder und Jugendlichen unserer Sippe toben sich alle miteinander auf dem Rummel aus“, erläutert Andrea Odenthal. Was dabei auf keinen Fall fehlen dürfe, ist das familieninterne Duell beim „Galopprennen“. „Drücken wir die Daumen, dass nach dem Kleinen Winzerfest 2021 bald auch wieder solche Geschichten und ein in jeder Hinsicht größerer Rahmen möglich werden“, verleiht Beate Odenthal abschließend ihrer Hoffnung Ausdruck.