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Fachkräfte im Fokus

Sachsen-Anhalt: Landesinitiative zur Fachkräftesicherung im Land

Fachkräfte im Fokus

Damit es mit der richtigen Stelle in Sachsen-Anhalt klappt, können sich Fachkräfte an die Mitarbeiter der Landesinitiative wenden. Fotos: AdobeStock/Robert Kneschke, Landesinitiative Fachkraft im Fokus

Sachsen-Anhalt steht vor der Herausforderung, den Folgen des demografischen Wandels entgegenzuwirken. Der erste Ansprechpartner zur Fachkräftesicherung ist die Landesinitiative Fachkraft im Fokus. Wir haben mit Lutz Rätz und Kerstin Mogdans über ihre Arbeit, die Chancen auf dem Arbeitsmarkt und Rückkehrer gesprochen.Welche Chancen bietet der Arbeitsmarkt in Sachsen-Anhalt?Lutz Rätz: Trotz der Pandemie, wodurch viele Unternehmen in den verschiedensten Branchen zu knabbern haben, gibt es viele Branchen, die Fachkräfte benötigen. Den größten Fachkräftemangel gibt es aber nach wie vor im Bereich der Pflege.

Was ist die Aufgabe der Landesinitiative?

Rätz: Unser Ziel ist es, in unserem Bundesland die Fachkräftesituation zu unterstützen. Dazu teilen wir uns in drei Bereiche auf. Zum einen unterstützen wir die Fachkräfte bei der Karriereplanung. Entweder wir beraten zu möglichen Weiterbildungen oder wir helfen dabei, neue Berufsperspektiven zu finden und zu entwickeln.

Zum anderen helfen wir Unternehmen. Dabei informieren und sensibilisieren vor allem kleine Unternehmen zur Arbeitgeber-Attraktivität. Denn nur wenn sich die Mitarbeiter wohlfühlen, bleiben sie auch. Zusätzlich unterstützen wir Unternehmen hinsichtlich Personalgewinnung, Digitalisierung und Weiterbildung.

Der dritte Bereich bildet unser WelcomeCenter. Hier gibt es ein Rundum-Paket für Menschen, die nach Sachsen-Anhalt ziehen oder zurückkehren möchten. Einer unserer Tätigkeitsschwerpunkte ist die Betreuung von Familien, aber auch Singles, bei der Suche nach dem richtigen Job, einer Wohnung oder einem Haus und einer Kinderbetreuung bzw. Schule.

Arbeiten diese drei Bereiche zusammen?

Rätz: Ja, die Stellen sind untereinander sehr gut verzahnt. Es gibt fünf regionale Beratungsstellen: Halle, Stendal, Magdeburg, Dessau-Roßlau und Halberstadt. Wir helfen jedem, der in unser Bundesland kommen möchte. Egal, wer sich bei uns meldet, mindestens ein Problemlöser gibt es in unserem Netzwerk.

Was sind die häufigsten Gründe für Rückkehrer?

Kerstin Mogdans: Der häufigste Grund ist die Kinderbetreuung. Im Westen gibt es meistens keine Ganztagsbetreuung. Viele entscheiden sich noch während der Elternzeit, nach Sachsen-Anhalt zurückzukehren. Meistens wählen sie die Region, wo auch ihre Eltern wohnen. Das ist praktisch, um die Kinderbetreuung ergänzen zu können. Später steht eventuell auch die Pflege der Eltern an.

Was sollten Rückkehrer besonders beachten?

Mogdans: Jeder Fall ist individuell. Aber die Zeitspanne vom ersten Gedanken bis zur Realisierung sollte man nicht unterschätzen: Ein halbes bis dreiviertel Jahr dauert es im Durchschnitt. Denn Job- und Wohnungssuche müssen zusammenspielen, bei vielen muss auch eine Kinderbetreuung organisiert werden. Wenn alles gut läuft, kann es auch schneller gehen. Trotzdem rate ich jedem, sich möglichst schnell um alles zu kümmern.

Gibt es Unterschiede zwischen Stadt und Land?

Mogdans: Ja, die gibt es tatsächlich. Die meisten Rückkehrer siedeln sich in den größeren Städten wie Magdeburg und Halle an. Aber generell gibt es Rückkehrer in ganz Sachsen-Anhalt. Auf dem Land möchten viele in ein Haus ziehen. Dafür müssen sie zunächst ein Grundstück oder ein Haus finden und anschließend die Finanzierung klären. Wer Kinder hat, braucht dann noch eine Kita oder Schule – möglichst in der Nähe.

Wie läuft die Beratung bei Ihnen ab?


Mogdans: Zunächst fragen wir nach dem geplanten Zeitpunkt und der gewünschten Region. Dann geht es um den konkreten Bedarf an einer Wohnung, einem Kitaplatz und einer Arbeitsstelle. Wichtig für uns ist auch zu erfahren, was von den Rückkehrwilligen bereits selbständig geklärt wurde. Danach machen wir einen konkreten Plan.

Unterstützen Sie die Rückkehrer auch nach dem Umzug?

Mogdans: Ja, vor zwei Jahren haben wir das „Forum für Zu(rück)gezogene“ initiiert und führen es seitdem zwei Mal pro Jahr durch. Ziel ist es, dass sich die Rückkehrer und ihre Familien untereinander kennen lernen, ihre Erfahrungen austauschen und somit auch soziale Kontakte knüpfen können. Viele Familien sind dankbar für das Angebot. Daher wünschen wir uns, dass auch Kommunen und Städte solche Gesprächsrunden anbieten. Dabei würden wir sie gerne unterstützen.

Veranstalten Sie in diesem Jahr wieder einen Rückkehrertag?

Rätz: Ja, denn der Zuspruch in den letzten Jahren war wirklich groß. Im vorletzten Jahr kamen etwa in Stendal 1.000 Menschen und in Anhalt-Bitterfeld etwa 800 an einem Tag. Dabei waren sicherlich auch viele Interessierte aus der Region. Aber dennoch zeigen die Zahlen gerade in den eher dünn besiedelten Regionen das Interesse der Menschen. Mit der Veranstaltung wollen wir aber nicht nur Menschen erreichen, die aus Sachsen-Anhalt weggezogen sind, sondern auch Pendler. Denn über 40.000 Menschen pendeln zum Beispiel jeden Tag nach Niedersachsen.

Wie soll der Tag dieses Jahr ablaufen?

Mogdans: Nachdem der Rückkehrertag im vergangenen Jahr und auch in diesem Jahr aufgrund der Pandemie leider nicht in den Regionen in Präsenz stattfinden konnte, gibt es in diesem Jahr immerhin online ein Angebot. Am 27.12.2021 von 10 bis 14 Uhr bieten wir landesweit eine kostenfreie Beratung an. Wir sprechen Fachkräfte und ihre Familien an, die ihren neuen Lebensmittelpunkt in ihrer alten oder neuen Heimat Sachsen-Anhalt suchen. Ziel ist es, erste Informationen zu den Themen Arbeiten, Wohnen, Kinderbetreuung, Schulen, Freizeit sowie generell zu einem Zuzug zu geben.

Die Beraterinnen und Berater sind über die Telefon-Nummer 0391/60 54 506 und im Online-Treffpunkt über den Link https://bit.ly/3y9WJEa persönlich zu erreichen. Hier können die Zuzugs- und Rückkehrinteressierten auch untereinander ihre Erfahrungen austauschen oder in privaten Konferenzräumen individuelle Fragen stellen.

Das Interview führte Nicole Kirbach

Kerstin Mogdans

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arbeitet seit fast 30 Jahren als Arbeitsmarktberaterin in Sachsen-Anhalt. Seit April 2015 koordiniert sie das WelcomeCenter Sachsen-Anhalt im Schwerpunkt Zuzug und Rückkehr nach Sachsen-Anhalt und unterstützt Unternehmen bei der Gestaltung familienfreundlicher Angebote.

Lutz Rätz

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arbeitet seit über 30 Jahren im Bereich Unternehmensunterstützung, Bildung, Personal und Wirtschaft in Führungspositionen oder auch als Unternehmer mit 20 Mitarbeitern. Daher ist er sehr gut vernetzt. Seit 2017 ist er Projektleiter der Landesinitiative Fachkraft im Fokus.