Überregional ANZEIGE

Damit das Paradies nicht um kippt: Nachhaltigkeit beim Reisen

Reiseziele 2020

Damit das Paradies nicht um kippt: Nachhaltigkeit beim Reisen

Die Auswüchse des Massentourismus prägen die öffentliche Diskussion. Denn trotz Fridays for Future ist die Reiselust ungebrochen. Während 1950 weltweit 2,5 Millionen Menschen reisten, werden es 2020 1,4 Milliarden sein – Tendenz steigend.Die immer größer werdenden Touristenströme bringen immer größere Probleme mit sich: Die Umwelt wird belastet, die Einheimischen fühlen sich gestresst. Das Personal vor Ort ist oftmals überfordert. Von wirklicher Erholung kann keine Rede mehr sein.Beim nachhaltigen Reisen geht es nicht nur um die Umwelt, sondern auch um Gesellschaft und Wirtschaft. Städte wie Barcelona, Venedig und Dubrovnik sind klassische Beispiele, in denen der Tourismus überhandgenommen hat.Zu viele lange ReisewegeDeutschland befindet sich bei den größten Reisenationen hinter China und den USA auf Platz 3. Im vergangen Jahr verreisten etwa dreiviertel aller Bundesbürger mindestens ein Mal in den Urlaub.Eine Studie des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) aus dem vergangenen Jahr hat zwar ergaben, dass mehr als die Hälfte der Bevölkerung eine positive Einstellung zu Nachhaltigkeit bei Urlaubsreisen hat. Allerdings ergab die Studie auch, dass nur für nur vier bis acht Prozent der Urlaubsreisen die Nachhaltigkeit bei der Entscheidung ein ausschlaggebendes Argument war.Zusätzlich ist die für Urlaubsreisen zurückgelegte Distanz deutlich gewachsen – und zwar fast ausschließlich für Flugreisen. Gleichzeitighat sich die Zahl der insgesamt verbrachten Reisetage kaum erhöht. Gerade mit der Zeit vor Ort sind aber in den Destinationen Wertschöpfungschancen verbunden.Nachhaltige ZieleNachhaltiger Tourismus bietet beste Voraussetzungen für eine dauerhafte und regionale Wertschöpfungskette. Dazu muss er auf ein nachhaltiges Wirtschaften ausgerichtet sein und auf Ressourceneffizienz und Klimaschutz setzen.Als Vorzeigeland in Sachen Ökotourismus gilt seit vielen Jahren Costa Rica. Das Land, das nur ein wenig größer als die Schweiz ist und 0,03 Prozent der Landoberfläche der Erde umfasst, begeistert immer wieder durch seine artenreiche Flora und Fauna. Immerhin beheimatet das mittelamerikanische Land fünf Prozent aller Lebewesen weltweit. Die Landschaft ist geprägt durch Regen-, Nebel- und Trockenwälder, Mangrovensümpfe, Korallenriffe und die baumlose Steppenlandschaft Páramo. Nur von Gräsern und Moosen bewachsen, verfügt sie über ein hohes Wasserrückhaltevermögen, vergleichbar mit den höchsten Anden Südamerikas.Den Wert dieser reichhaltigen Natur hat auch die Regierung von Costa Rica erkannt und 14 Prozent der Landesfläche zum Nationalpark ernannt. Hinzu kommen noch einmal etwa so viele Reservate oder andere Schutzgebiete.Insgesamt steht ein Viertel der Staatsfläche unter Schutz – das ist weltweit einzigartig. In den vergangenen Jahren hat die Regierung nach Angaben der UNO zudem viel gegen die Abholzung unternommen. Außerdem gewinnt das Land bereits heute 98 Prozent seiner Energie aus erneuerbaren Quellen.Bis zum Jahr 2050 will das Land CO2-neutral werden. Für seinen Kampf gegen den Klimawandel ist Costa Rica bereits mehrfach ausgezeichnet worden, zum Beispiel im September vorigen Jahres mit dem Champions of Earth Award des Umweltprogramms der Vereinten Nationen. Es war das erste Mal, dass ein Land den Preis in der Kategorie politische Führung erhielt.Auch in Deutschland gibt es inzwischen Orte, die auf nachhaltigen Tourismus setzen – so wie Juist. Die ostfriesische Insel liegt mitten im UNESCO-Weltnaturerbe Wattenmeer. 2015 erhielt die etwa 16 Quadratkilometer große Insel den Deutschen Nachhaltigkeitspreis in der Kategorie „Deutschlands nachhaltigste Kleinstädte und Gemeinden“. Außerdem ist sie von Tourcert CSR-zertifiziert – dem ersten weltweiten Programm zur Leistungsverbesserung der Reise- und Tourismusindustrie – basierend auf Umweltfreundlichkeit, soziale Verantwortung und wirtschaftliche Rentabilität. Bis 2030 möchte die kleine autofreie Insel nach eigenen Angaben außerdem klimaneutral werden.VerantwortungsvollreisenViele Menschen wollen sich nicht mehr am Massentourismus beteiligen. Sie möchten intensiver reisen und dadurch näher am wirklichen Leben sein. Sanfter Tourismus heißt der neue Trend. Dabei ist es egal, um welche Urlaubsform es sich handelt. Man sollte sich immer fragen, wie weit man dafür wirklich reisen muss. Entspannung, Kultur oder Action – all das ist in Deutschland oder in Europa möglich. Wer trotzdem nicht auf eine Fernreise verzichten will, sollte laut Geo das Verhältnis zwischen Entfernung zum Urlaubsland und Reisedauer wahren. Die Faustregel: Ab 700 Kilometer Distanz mindestens acht Tage vor Ort sein, ab 2000 Kilometer mindestens 15 Tage.Bei der Wahl des Transportmittels sollte man sich bewusst machen, dass das Flugzeug die schädlichste Variante darstellt. Ist es also möglich, mit dem Bus oder dem Zug anzureisen? Wenn nicht, dann kann man den CO2-Ausstoß mithilfe einiger Organisationen kompensieren, indem man je nach Entfernung pro Flug eine Entschädigung zahlt, die in Projekte zum Klimaschutz fließen. Auch im Reiseland selbst empfiehlt sich die Fortbewegung mit den öffentlichen Verkehrsmitteln.Einheimischen helfenBei der Wahl seiner Unterkunft sollte man die lokale Wirtschaft unterstützen und möglichst Unterkünfte von Einheimischen nutzen. Wer Hilfe bei der Suche nach solch einer Unterkunft benötigt, kann zum Beispiel die Internetseiten von bookitgreen, Ticati und Greenpearls nutzen.Wer sich für eine Pauschalreise entscheidet, sollte sich bewusst machen, dass man damit die Einheimischen von den Einnahmen aus dem Tourismus oftmals ausschließt. Daher sollte man auch lieber in einheimischen Restaurants essen, statt in internationalen Ketten. Auch wenn man vor Ort eine geführte Tour bucht, sollte man auf heimische Anbieter zurück greifen. Sie kennen ihre eigene Region nicht nur besser, sondern profitieren finanziell direkt davon.Egal, ob innerhalb von Europa oder in einem fernen Land: Man sollte sich nach den gleichen Regeln richten wie zu Hause. Dazu zählen auch das respektvolle Verhalten gegenüber den Einheimischen und Tieren, das angemessene Verhalten bei Sehenswürdigkeiten sowie das Sparen von Energie und Wasser. Denn auch im Urlaub kann man die Umwelt schonen. NENYA

Noch wirkt sich der katastrophale Klimawandel kaum auf die generelle Urlaubsplanung aus. Immerhin ist nun die Rede davon, dass sich etwas ändern muss.

31.01.2020 14.00 Uhr

Damit das Paradies nicht um kippt: Nachhaltigkeit beim Reisen-2
Das Maledivenresort Gili Lankanfushi von Green Pearls praktiziert ökologisch nachhaltigen Tourismus. Dazu zählt neben eigenen Biokreisläufen ein Korallenaufzuchtprogramm, das Gäste einbezieht. FOTOS (4): CARSTEN HEINKE