Zeitz: Eine Stadt mit Strahlkraft
INTERVIEW: Der Zeitzer Oberbürgermeister, Christian Thieme, spricht über den aktuellen Stand des Strukturwandels und die Zukunft von Zeitz auch als Kulturort

Der Oberbürgermeister der Stadt Zeitz, Christian Thieme. FOTO: ANGELIKA ANDRÄS
Herr Oberbürgermeister, der Strukturwandel ist derzeit in aller Munde und wir befinden uns in einer Zeit großer, grundlegender Veränderungen. Wo befindet sich der aktuelle Stand des Wandels für Zeitz?
Christian Thieme: Strukturwandel, Nachhaltigkeit und Smart City sind zentrale Themen. Mit Maßnahmen sind wir auf einem guten Weg und auch wenn nicht alles sofort sichtbar ist. So unter anderem die Sanierung des Bahnhofsgebäudes samt Busbahnhof sowie das ehemalige ZeKiWa-Hauptgebäude, welches gerade zum Archiv der Stadt umgebaut wird. Doch das Gelände bietet mehr Potenzial und wurde deshalb vom Land als Sachsen-Anhalt-Projekt ausgewählt, um genau hier die Idee des Neuen Europäischen Bauhauses umzusetzen.
Welche neuen Projekte sind für die kommenden Monate geplant?
Christian Thieme: Mit Sekundarschule III und Grundschule Stadtmitte, Brikettfabrik Hermannschacht, dem Digitalisierungszentrum, Bildungscampus, Mehrgenerationenhaus, Vater-Jahn-Turnhalle und der geplanten S-Bahn-Verbindung gibt es noch weitere Projekte im Strukturwandel. Diese laufen über mehrere Jahre. Sanierungen sollen nachhaltig und klimarelevant erfolgen.
Hat Zeitz Ihrer Meinung nach Strahlkraft?
Christian Thieme: Die Stadt erfindet sich in gewisser Weise gerade neu und stellt sich der Zukunft aktiv, was mich fasziniert und begeistert. Zeitz kann auf eine über 1050-jährige Geschichte zurückblicken. Ein bisschen in die Jahre gekommen, aber lebendig, liebens- und sehenswert und langsam wieder außergewöhnlich schön.

Welche Möglichkeiten werden den Einwohnern geboten, denen durch den Ausstieg aus der Kohle auch der Wegfall ihres Arbeitsplatzes bedeutet?
Christian Thieme: Im Strukturwandel geht es nicht nurum den Wegfall von Arbeitsplätzen, sondern um Veränderungsprozesse, in der Arbeitswelt, die für viele Beschäftigte eine Weiterbildung und somit auch qualifizierte Arbeitsplätze ermöglichen. Es bietet sich eine einmalige Chance. Netzwerke und die Zusammenarbeit tragen erste Früchte, denn ansässige Firmen stellen sich neu und zukunftsorientiert auf. Das führt zu Neuansiedlungen und Erweiterungen, welche bei uns die besten Voraussetzungen sehen.
Wie hat sich der Kreativort „Nudelfabrik“ in Zeitz etabliert?
Christian Thieme: Bereits seit über fünf Jahren beschäftigt sich die Stadt Zeitz damit, Altindustriestandorte wieder nutzbar zu machen. Kreative und Kulturschaffende, die hierher wechseln wollen, werden intensiv in ihren Plänen unterstützt. Die Nudelfabrik - ursprüngliche Produktionsfabrik von Zwieback und Teigwaren wird seit 2017 neu belebt. Es sind Ausstellungsräume und inzwischen auch Übernachtungsmöglichkeiten vorhanden, sie kann kreativ bis hin zu Schulungsräumen genutzt werden.
Wie ist der Stand des Digitalisierungszentrums seit der Eröffnung 2020?
Christian Thieme: Es befindet sich in der zweiten Phase Förderphase. Wirkungsumfeld sind dabei Zeitz und das Kernrevier in Sachsen-Anhalt. Seit Eröffnung wurden über 150 Veranstaltungen mit digitalen Themen durchgeführt. Zukünftig liegen die Schwerpunkte weiterhin in der regionalen und überregionalen Vernetzung, digitale Strategie und Stärkung unternehmerischen Handelns sowie Qualifikation/Aus -und Weiterbildung durch digitale Bildung.
Welche Angebote werden dort von den Einwohnern besonders angenommen?
Christian Thieme: Alle Personengruppen, vom Schüler bis zum Unternehmer. Kinder und junge Erwachsene konnten sehr gut für Robotik, Sensorik und deren Zusammenwirken begeistert werden.
Ebenso überzeugten Großveranstaltungen wie Digitalisierungskonferenz, Zukunftstag der Pflege und die Fachtagung für Kommunalentwicklung der Zukunft die Gäste und Besucher.
Was bedeutet Smart City, zu welcher das Digitalisierungszentrum Zeitz begleiten soll?
Christian Thieme: Durch Einsatz moderner Technologie sollen Ideen und Konzepte für städtische und ländliche Räume entwickelt und umgesetzt werden. Voraussetzung für digitale Stadt ist eine energieeffiziente und leistungsfähige IT-Infrastruktur, die Sensoren, Geräte und Anwendungen miteinander verbindet und deshalb haben wir mit dem Aufbau eines LoRaWAN Funknetzes im Stadtgebiet begonnen.
Warum lohnt es sich Ihrer Meinung nach in Zeitz zu leben?
Christian Thieme: Zeitz kann auf eine über 1050-jährige Geschichte zurückblicken - ein bisschen in die Jahre gekommen, aber lebendig, liebens- und sehenswert. Die Stadt hat viel erlebt, entwickelt sich aber durch die Unerschütterlichkeit und Kreativität der Menschen weiter und zeigt langsam wieder ihre außergewöhnliche Schönheit.
Wie lautet Ihr Fazit zum aktuellen Stand der Umsetzung des Strukturwandels?
Christian Thieme: Wirtschaftlich entwickeln sich Zeitz und die Region in Bezug auf den Strukturwandel in die richtige Richtung. Große Unternehmen wie Südzucker, Zeitz Guss oder die MIBRAG, befinden sich bereits in Transformation und planen nachhaltige Projekte und Arbeitsplätze. Alle Projekte bewirken einen erheblichen Schub und lassen Zeitz und die Region in eine erfolgreiche, liebens- und lebenswerte Zukunft blicken.